100 Jahre I. Weltkrieg: Die Demagogie des Bundespräsidenten

Zum 100. Jahrestag des Beginns des I. Weltkriegs trafen sich der deutsche und der französische Präsident am Hartmannsweilerkopf im Elsass, einem der am härtesten umkämpften Schauplätze des Weltkriegs. Hier allein ließen 30.000 Menschen ihr Leben, im I. Weltkrieg insgesamt circa 17 Millionen. In demagogischer Weise täuschten Joachim Gauck und Francois Hollande in ihren Reden über die Ursachen und den Charakter dieses ersten imperialistischen Weltkriegs hinweg.

Nach Hollande war „eine verrückte Kette der Gewalt“ und eine „unheilvolle Verkettung der Ereignisse“ nach dem Mord an dem österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand die Ursachen des Kriegs. Bundespräsident Gauck machte „die Menschen“ als solche dafür verantwortlich: „Es war nicht der Berg, der tötete, es waren die Menschen selber. Es ist allein der Mensch, der unmenschlich handeln kann.“ („FAZ“, 4. 8. 14) 

Diese Verschleierung hat Methode: die wahren Verantwortlichen auf beiden Seiten sollen verschwiegen werden. Denn der I. Weltkrieg entstand nicht aus einer schicksalhaften Verkettung von Umständen und auch nicht „die Menschen“ haben ihn ausgelöst. Es war ein mutwillig herbeigeführter Krieg zwischen verschiedenen imperialistischen Mächten – vorneweg der deutsche Imperialismus – zur Neuaufteilung der Welt in Machtsphären, Märkte und Rohstoffgebiete (siehe auch „Rote Fahne“ 31/2014, Seite 7). Unübertrefflich formuliert in einem US-Militärgeschichtsbuch: „Wie die großen Mächte sich in Friedenszeiten auf den Krieg vorbereiteten und wie der Krieg kam, weil alle so gut auf ihn vorbereitet waren.“

Zur Rolle des deutschen Impe­rialismus stellt das Programm der MLPD fest: „Konzentration und Zentralisation des Kapitals führten nach 1871 zur Bildung von Industrie- und Bankmonopolen und zu deren Verschmelzung zum herrschenden Finanzkapital. Das schuf die wirtschaftliche Grundlage für den aufstrebenden deutschen Imperialismus, der sich durch seine moderne Technik und bessere Organisation besonders schnell entwickelte. Aufgrund seiner späten Entwicklung drängte er auf eine Neuaufteilung der Welt zwischen den imperialistischen Großmäch­ten und entfesselte dazu zwei Weltkriege.“ (S. 8) Deutschland hatte schon vor dem eigentlichen Kriegsausbruch drei gefährliche Krisen ausgelöst, aggressiv aufgerüstet und das oben genannte Attentat zum willkommenen Anlass genommen, Russland am 1.8.1914 und Frankreich zwei Tage später den Krieg zu erklären. Wenn auch das Deutsche Reich besonders aggressiv auftrat, waren die anderen Großmächte ebenfalls darauf aus, den aus der Verschiebung der imperialistischen Kräfteverhältnisse entstandenen Konflikt militärisch auszutragen.