„Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“? Wie die Geschichte des I. Weltkriegs gefälscht wird ...
Anfang August jährte sich der Beginn des I. Weltkriegs zum 100. Mal. Seit Wochen und Monaten laufen auf allen Fernsehkanälen Spielfilme und Reportagen zum I. Weltkrieg. Die bürgerlichen Zeitungen sind voll mit Rückblicken, Augenzeugenberichten und Fotostrecken. In ihrer großen Mehrheit verbreiten sie eine Geschichtsverzerrung mit Lügen, Halbwahrheiten oder zusammenhangsloser Darstellung. Höhepunkte der imperialistischen Geschichtsfälschung sind die Gedenkveranstaltungen europäischer Regierungsspitzen, die unter anderem in Frankreich und Belgien stattfanden.
Am 4. August trafen sich Frankreichs Präsident Francois Hollande und Bundespräsident Joachim Gauck am Hartmannsweilerkopf, um der Opfer des I. Weltkriegs zu gedenken. Ganz passend ausgerechnet unter militärischem Spalier der deutsch-französischen Brigaden. In ihren Reden gaben sie vor, aus der Geschichte des I. Weltkriegs Lehren gezogen zu haben. Ein Blick auf die gegenwärtige Außenpolitik der beiden Länder und der EU entlarvt die Friedensbekundungen als Lippenbekenntnisse.
Die Bundeswehr ist gegenwärtig weltweit an Einsätzen in 14 Ländern und auf zwei Meeren beteiligt. Die Gedenkveranstaltungen finden zeitgleich zum mörderischen Bombenterror Israels gegen die Bevölkerung im Gaza-Streifen statt. Doch wer denkt, die Gedenkfeiern würden dafür genutzt, um die israelische Aggression zu verurteilen oder auf die wachsende Kriegsgefahr insgesamt hinzuweisen, der wird enttäuscht. Stattdessen erzählte Gauck in seiner Rede die Mär von der „Gegenwart und Zukunft des Friedens und Freiheit in ganz Europa“. Wofür braucht dann die EU eine aktive Armee von 1,9 Millionen Soldaten, baut eine 60.000 Mann starke EU-Interventionstruppe auf und gab Frankreich 2013 61 Milliarden und Deutschland 49 Milliarden für Rüstung aus?
Was waren die Ursachen des I. Weltkriegs?
Hollande stellte den I. Weltkrieg bei seiner Rede am 4. August als eine „unheilvolle Verkettung der Ereignisse“ dar. Eine zentrale Rolle in der bürgerlichen Geschichtsdeutung spielen Meinungen wie „Kriege wird es immer geben“ oder „Der Mensch ist halt so“, die über die Massenmedien verbreitet werden. Damit wird der Bevölkerung die Schuld in die Schuhe geschoben und ein Fatalismus gefördert. So wollen die Herrschenden Ursache und Wesen dieses barbarischen imperialistischen Kriegs ins Reich des Unerklärlichen und Mystischen versetzen.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Kapitalismus zum Imperialismus, dem höchsten Stadium des Kapitalismus. Diese Entwicklung war aufgrund des gesetzmäßigen Zwangs zur Akkumulation des Kapitals mit einem ungeheuren Drang nach Expansion verbunden. Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der imperialistischen Länder verschärft die Widersprüche zwischen ihnen, die früher oder später gesetzmäßig auch militärisch ausgetragen werden.