Prüde, anormal oder ganz normal?

Seit einigen Monaten bin ich wieder Single. Die ersten Wochen nach der Trennung waren hart, aber viele Gespräche und mit etwas Zeit verging die Trauer und aktuell ist der Reiz da, was ich wohl so für Chancen habe, auf dem „Markt“. In einer spontanen Aktion meldete ich mich also auf einer (kostenlosen) Online-Dating-Seite an. Gewissenhaft füllte ich „mein Profil“ aus; dort gab es die gewohnten Hobbys wie Sport, Fotografieren, Kochen, Freunde Treffen usw. Keine Kategorie für „Montagsdemons­trant“, „gewerkschaftliche/betriebliche Arbeit“ oder „Kinder- und Jugendarbeit“. Nun ja, dachte ich, es gibt ja auch ein Leben „danach“ und ergänzte eben manuell, dass ich auch Politik mache und aktiv im Umweltkampf bin. Das sollten die Herren ja schon wissen, das ist eine wichtige Profil-Ergänzung von mir. Dann noch eben zwei Bilder hochgeladen … und los kann die Suche gehen.

Ungelogen, noch während des Ausfüllens meines Profils erhielt ich „Post“ mit so wertvollen Inhalten wie: „Hallo, schön, dass du da bist!“ oder „Hi, schreib doch mal zurück“. Na super, dachte ich, hat sich ja gelohnt, mein Profil so gewissenhaft auszufüllen. Seit der Anmeldung bis zum vierten/fünften Tag erhielt ich „Post“ im Stundentakt. Aber was soll ich auf ein „schön, dass du da bist“ auch schon antworten? – „find’ ich nicht, da ich auf der Suche bin“?! Das würde zu „störrisch“ und „dickköpfig“ rüberkommen. Ein paar Interessenten schrieben doch tatsächlich etwas zu meinem Profil-Inhalt. Na, denen antworte ich natürlich. Ich bin kein Freund von langem Hin- und Herschreiben und einige Herren wohl auch nicht, also wurden schnell Treffen vereinbart, denn in live kann ja viel schneller geprüft werden, ob die Chemie passt.

Nun war heute mein drittes Treffen, mit drei unterschiedlichen Männern, aber eine Gemeinsamkeit hatten doch alle drei: Alle wären beim ersten Treffen mit mir ins Bett gegangen.