Über den Ausschluss der Antiparteigruppe aus der KPdSU 1957

Kassel (Korrespondenz): Der neu im Verlag Neuer Weg erschienene  Roman „Wald in der Steppe“ dreht sich rund um das Umweltprojekt zur Umgestaltung der Natur durch Schutzwaldstreifen im Südosten der Sowjetunion Ende der 1940er Jahre. Nach dem Tod Josef Stalins wurde dieses Programm gestoppt.

„In den bis 1953 angelegten 2,28 Millionen ha Schutzwaldstreifen ließen die Pflegearbeiten nach, die Kolchosbauern benutzten die Waldstreifen als Viehweide. Bis Ende 1956 waren nur noch 650.000 ha Waldstreifen erhalten geblieben. Die Ursachen dieser Vernachlässigung waren innenpolitischer und wirtschaftlicher Natur.“ (1)

Tatsächlich gab es nach Stalins Tod grundlegende Veränderungen in der KPdSU. Schon zu seinen Lebzeiten hatte sich in der Partei eine Schicht von Bürokraten herausgebildet, die ihre poli­tischen Funktionen nutzte, um sich persönlich zu bereichern, einen kleinbürgerlichen Lebensstil zu praktizieren, Kritiker und proletarische Kräfte unterdrückten. Solche Bürokraten, die vorgaben, Kommunisten zu sein, gab es auch im Zentralkomitee (ZK). Der Tod Stalins verschaffte ihnen nun die Möglichkeit, ihren Einfluss weiter auszubauen. Nikita Chruschtschow gelang es, die Funktion des Generalsekretärs zu übernehmen und eine antisozialistische Politik durchzusetzen. Entscheidend, dafür Kritiker an diesem Kurs auch in der internationalen kommunistischen Bewegung zum Schweigen zu bringen, war es, das Ansehen Stalins zu zerstören. Der genoss international und im eigenen Land höchste Wertschätzung.

Höhepunkt der Verleumdungen war Chruschtschows Geheimrede, die er auf dem XX. Parteitag 1956 hielt. Sie war ein Sammelsurium von Lügen, Falschdarstellungen und Erfindungen. Diese Demontage der Politik Stalins schaffte den Bürokraten die Möglichkeit, die bisherige Politik als falsch darzustellen. Tauwetter, Reformen etc. hieß es jetzt. 

Jeder, der die bisherige Politik verteidigte, bekam den Stempel „konservativ“ oder „Stalinist“. Was auch gleichbedeutend damit war, einen angeblichen Psychopathen und Massenmörder zu verteidigen, marxistischer Dogmatiker und Bürokrat zu sein. Den Text seiner Rede hat Chruschtschow an westliche Medien weitergegeben. Die „New York Times“ veröffentlichte ihn im Juni 1956. Die Auswirkung auf die weltweite kommunistische und Arbeiterbewegung war verheerend. Stalin, der bisher immer aus bürgerlichen und kapitalistischen Kreisen angegriffen wurde, wurde nun von seinen eigenen „Genossen“ als Verbrecher dargestellt. Die Glaubwürdigkeit der bisherigen sowjetischen Politik wurde völlig in Frage gestellt.

(1) Josef Breburda, Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung auf Bodenfruchtbarkeit und Umwelt in der GUS, S. 111 http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2013/9346/pdf/GU_25_1992_S105_113.pdf