Eine Reise ins Herz der Oktoberrevolution

Petersburg – Petrograd – Leningrad – Venedig des Nordens – Heldenstadt. So viele Namen diese Stadt hat, so einzigartig ist sie.

Der historische Kern der Fünf-Millionen-Metropole ist Weltkulturerbe. Ein Palast nach dem anderen, Kirchen, Zwiebeltürme, Kathedralen, goldene Kuppeln und Türmchen, wunderschöne Parkanlagen, Plätze und Springbrunnen. Sankt Petersburg wurde 1703 gegründet. Zar Peter der Große hatte die visionäre strategische Idee, diese Stadt in einem Flussdelta ohne Weg und Steg aus dem Boden zu stampfen. Dafür holte er die besten Baumeister, Ingenieure und Städteplaner Europas, verheizte aber auch Abertausende seiner Untertanen. Überhaupt hatten die Zaren – neben Kriegen zu führen – viel damit zu tun, sich gegenseitig mit noch prächtigeren Bauten und der Sammlung aller Arten von Kunstschätzen zu übertrumpfen.

Im Kerker der Peter-Paul-Festung schmorten viele Freiheitskämpfer – so auch Alexander Uljanow (Bruder des Führers der Oktoberrevolution von 1917 und der ersten Jahre des sozialistischen Aufbaus, Lenin) und der Schriftsteller Maxim Gorki. Beklommen betreten wir die Einzelzellen und die winzige dunkle Isolationszelle. Eine Tafel im Innenhof des Kerkers lautet sinngemäß: „Diese Menschen haben für die Freiheit gekämpft, ihr Opfer war nicht umsonst, der Sieg der Freiheit beruht auf ihnen.“

Sankt Petersburg – historisch und modern zugleich. Die Stadt wächst schnell und um den Stadtkern herum entstehen neue Hochhäuser und Autobahnen. Die Stadt ist auffällig sauber, nirgends liegt Müll herum. Die Armut ist weniger offensichtlich, dabei verteuerten sich allein durch die Abwertung des Rubel die Lebenshaltungskosten für die Menschen. Die Löhne sind niedrig und manche überleben nur, weil sie auf ihrer Datscha (russisch: Holzhaus, Wochenendhaus – die Red.) für den Eigenbedarf Gemüse anbauen. Dass es in Russland wieder soweit kommen konnte, ist eine Folge der Restauration des Kapitalismus in der ehemals sozialistischen Sowjetunion.

Zwischen Geschichte und Gegenwart taucht immer wieder Lenin auf. Für uns ungewohnt und erhebend, ihm überall zu begegnen – selbst in den Metrostationen, die an sich schon eigene Kunstwerke sind. Der Respekt vor Lenin ist spürbar – im Stadtbild und bei den Menschen.