VW-Skandal – Krise eines politischen Machtzentrums
Am 18. September gab die US-Umweltbehörde bekannt, dass VW durch illegale Softwaremanipulation der elektronischen Motorsteuerung von Diesel-Fahrzeugen die Stickoxid-Grenzwerte bis zum 40-fachen überschreitet. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Das „soziale, ökologische und mitbestimmte Vorzeigeunternehmen“ schlechthin stand über Nacht nackt da. Die Frankfurter Rundschau schreibt: „Der Dieselgate-Skandal (1) erschüttert sogar die ‚Deutschland-AG‘“.(2)
Der Ausgangspunkt
Mit der Diesel-Direkteinspritzung (TDI) hatte VW in den 1980er Jahren eine technische Neuerung entwickelt. Sie senkte den Dieselverbrauch enorm. Gleichzeitig entstand aber das Problem, dass mit steigender Effizienz der Motoren der Ausstoß des gesundheits- und umweltschädlichen Stickoxids stieg.
Auf die eine oder andere Art frisieren sämtliche Automobilhersteller ihre Abgaswerte. Auch bei Daimler wurde 2007 über den Einsatz solcher Manipulationssoftware beraten, so Berichte von Mitarbeitern gegenüber „Rote Fahne“. BMW wurde schon im Jahr 2000 überführt, mit solch einer Technologie Motorräder abgasmäßig frisiert zu haben.(3) „Auto-Bild“ berichtet, dass das Diesel-Fahrzeug BMWX3xDrive20d bei Straßentests des Forschungsinstituts ICCT die EU-Abgasnorm für Stickoxid um mehr als das Elffache überschritten habe.(4)
Bei VW tüftelten seit 2005 Ingenieure am Dieselmotor EA 189 mit dem Ziel, die strenger gewordenen Abgasvorschriften weltweit einzuhalten und zugleich den Profitvorstellungen des VW-Vorstands gerecht zu werden.
1 In Anspielung auf die Watergate-Affäre 1972 in den USA
2 „Frankfurter Rundschau“, 30.9.15
3 „Motorrad“ 14/2000,
4 „Frankfurter Rundschau“, 25.9.15