Neue russische Stalin-Biographie

Auftragsarbeit mit durchsichtiger Zielsetzung

Oleg W. Chlewnjuk, Mitglied der KPdSU in der Gorbatschow-Ära, zählt zu den im Westen bekanntesten russischen Historikern. Auf Empfehlung der Yale University legte er aktuell eine Stalin-Biographie vor, die von ihm ganz im Sinne seiner US-amerikanischen Geldgeber gestaltet wurde.(1)
Unfreiwillig enthüllt er dabei deren Defensive gegenüber der antikapitalistischen Strömung unter den Massen. „Wir erleben eine Zeit, in der der Verstand vernebelt wird von Mythen eines ‚alternativen‘ Stalin, dessen effiziente Führung als nachahmenswertes Vorbild  gepriesen wird“, beklagt er einleitend.(2) Die nicht zu eliminierende positive Erinnerung an den Sozialismus beunruhigt die Herrschenden zutiefst.

Dies liegt der Förderung von Chlewnjuks Werk zugrunde, das international ab dem 1. September in elf Sprachen ausgeliefert wurde. Wie in seinen bisherigen Veröffentlichungen – am bekanntesten 1998 „Das Politbüro“ – liegt sein Ziel darin, dem russischen und dem internationalen Publikum die Vorzüge einer kapitalistischen Wirtschaftsweise zu vermitteln.

„Stalin stört“
Zwar hat Chlewnjuk wiederum einige Archivarbeit geleistet, doch inhaltlich bestimmend bleiben die antikommunistischen Autoren aus westlichen Staaten wie der kürzlich verstorbene Robert Conquest (3). Von ihnen übernimmt er das niedrige Niveau der Beschimpfungen, das in Feststellungen gipfelt wie: „Stalin war ein typisches Produkt seiner Zeit. Wie schon vor der Revolution folgte er weiterhin Lenin.“ (S. 101)

Quellen:

1 Die Yale-University gehört zu den führenden Denkfabriken des US-Imperialismus und verfügte 2011 mit 19,4 Milliarden Dollar über das zweitgrößte Stiftungskapitel einer Bildungseinrichtung weltweit

2 Oleg Chlewnjuk, „Stalin. Eine Biographie“, München 2015, S. 9; alle weiteren Zitate nur mit Seitenangabe

3 siehe dazu: „Zum Tod eines antikommunistischen Fälschers“, „Rote Fahne“ 34/2015, S. 22