Rote Fahne 24/2017
Drei begeisternde Tage in Sankt Petersburg
Als Teil ihrer gemeinsamen Aktivitäten als revolutionäre Weltorganisation zu 100 Jahre Oktoberrevolution hatte die ICOR (1) beschlossen, eine Demonstration in St. Petersburg durchzuführen. Daraus entwickelte sich ein umfangreiches Programm
Eine internationale Jugend-Brigade leistete Tag und Nacht hervorragende Arbeit in der Vorbereitung und Organisierung des Programms. ICOR-Delegationen aus elf Ländern reisten an.
Auf den Spuren Lenins und der Oktoberrevolution
Für den ersten Tag hatten Genossinnen und Genossen der russischen ICOR-Partei Marxistisch-Leninistische Plattform (MLP) Stadtführungen organisiert. Das gab einen Einblick in die Geschichte der Stadt und der revolutionären Kämpfe. Ein Höhepunkt war der Besuch des Ehrenmals für den heldenhaften Widerstand und die Opfer der fast dreijährigen faschistischen Belagerung von Leningrad im II. Weltkrieg.
Geplant war auch der lange aufwendig angemeldete Besuch im Smolny – hier hatte Lenin nach der Revolution sein Arbeitszimmer. Doch, oh Wunder: Der Besuch wurde abgesagt! Lapidare Begründung: Der Smolny ist vom 1. bis 15. November geschlossen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Fest der internationalistischen Kultur
Im prächtigen Festsaal der Eisenbahnarbeiter feierten am selben Abend rund 700 Menschen ein Kulturfest im Geist der internationalen antiimperialistischen und antifaschistischen Einheitsfront. Keineswegs nur Veteranen der sowjetischen Armee, Vertreter verschiedener linker Organisationen aus Russland und Jugendliche aus mindestens sechs Ländern verbanden sich mit den über 200 Teilnehmern der ICOR-Delegation.
Wiktor Tjulkin von der RKRP2 führte durch ein umfangreiches Programm mit beeindruckenden Kulturbeiträgen und politischen Statements. Exzellente Chöre, berühmte Sängerinnen, Sänger und Musikgruppen spannten mit Liedern und Gedichten den Bogen von der Zeit der Oktoberrevolution und des Bürgerkriegs bis zum sozialistischen Aufbau und dem heldenhaften Krieg gegen den Hitler-Faschismus. Das neue Lied der Kölner Band Gehörwäsche, „1917“, begeisterte alle.
Ein Meer von roten Fahnen am Jahrestag der Revolution
Am Tag der Oktoberrevolution selbst, am 7. November (nach heutigem Kalender), zogen 8000 bis 10.000 Menschen in einem Meer von roten Fahnen vom Finnländischen Bahnhof zum Panzerkreuzer Aurora. Der ICOR-Block mit seinen Delegationen und weiteren internationalen Teilnehmern, mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus Industriebetrieben, mit der Jugend, der MLPD und den Frauen, war unüberseh- und unüberhörbar. Aus harter Kleinarbeit war eine Demonstration entstanden, die von verschiedensten russischen Parteien gemeinsam mit der ICOR durchgeführt wurde. Wenn die deutsche Delegation traditionelle Arbeiterlieder sang, wie „Arbeiter von Wien“ und das „Einheitsfrontlied“, stimmten auch viele Zuschauer mit ein, zum Teil mit Tränen der Rührung in den Augen.
Bei der Abschlusskundgebung wechselten sich die RKRP und die KPRF3 mit Redebeiträgen ab. Auch eine Kranführerin der Kirow-Werke und andere Arbeitervertreter sprachen. Einzige nichtrussische Rednerin war Gabi Fechtner. Sie sprach für die MLPD als ICOR-Partei. Ihre Grüße aus dem Land von Marx und Engels riefen große Begeisterung hervor. Auch ihre Versicherung, dass die MLPD die großen Leistungen des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion und das Ansehen von Lenin und Stalin gegen alle antikommunistischen Anfeindungen verteidigt. „Lenin ging von einer internationalen Revolution aus. Als deutsche Revolutionäre wissen wir, dass das vor 100 Jahren noch nicht geklappt hat. Wir haben daraus Lehren gezogen. Wir sind glücklich, dass die MLPD Teil der ICOR ist, in der 50 Organisationen aus 46 Ländern zusammengeschlossen sind. Aus elf Ländern und vier Kontinenten sind sie heute dabei, um die Große Sozialistische Oktoberrevolution gemeinsam zu feiern. Wir ziehen auch Lehren aus dem Verrat am Sozialismus. Lasst uns vollenden, was die Oktoberrevolution begonnen hat!“
Die ICOR- und MLPD-Repräsentanten wurden umlagert von Vertretern verschiedenster Parteien, die in Kontakt treten und sich austauschen wollten.
Festliches Bankett zum Abschluss
Ein würdiger Abschluss war das Festbankett am Abend des 8. November. In Sichtweite des Kreuzers Aurora erlebten die etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine große Verbrüderung und Verschwesterung mit alten und vielen neuen Freunden aus über 25 Ländern – weit über den Kreis der ICOR hinaus. Auf Initiative der russischen Organisation Marxistisch-Leninistische Plattform, die Mitglied der ICOR ist, hatte die ICOR zum Bankett in festlichem Rahmen eingeladen.
Durch den Abend führte die Hauptkoordinatorin der ICOR, Monika Gärtner-Engel. Er war geprägt von der Vorstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern, immer wieder verbunden mit Kulturbeiträgen, gemeinsamen Liedern und Ansprachen. Der stellvertretende ICOR-Hauptkoordinator Sanjay Singhvi aus Indien beendete ihn schließlich mit den Worten: „Das ist das Ende des Abends, aber das 100. Jubiläum der Oktoberrevolution ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang!“
1 International Coordination of Revolutionary Parties and Organizations – International Koordinierung Revolutionärer Parteien und Organisationen
2 Die Russische Kommunistische Arbeiterpartei (RKRP, heute RKRP-KPSS) gründete sich 1991 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Verbot der KPdSU. Die MLPD pflegt seit über 15 Jahren Beziehungen zur RKRP
3 KPRF ist die Kommunistische Partei der Russischen Föderation
Am 20. Dezember Internationalismus Live
„Zu den drei Tagen in St. Petersburg“, um 19 Uhr in der Horster Mitte in Gelsenkirchen (Eintritt 5/3 Euro)