Rote Fahne 05/2018
Begeisternde Wettkämpfe contra profitable Vereinnahmungen
Mit einer bunten und gigantischen Abschlussfeier endeten die 23. Olympischen Winterspiele. Die deutsche Mannschaft hat mit 31 Medaillen die erfolgreichsten Winterspiele seit der Wiedervereinigung bestritten
Die Abschlussfeier beeindruckte durch eine Choreografie, die sich durch modernste digitale Technik, Tanz und Musik, Licht und Ton zu einem begeisternden Ganzen verband.
Es gab großartige sportliche Leistungen – trotz teilweise widriger Wetterbedingungen. Starker Frost und heftiger Wind machte den Athleten manchmal schwer zu schaffen. Der Zeitplan der Wettbewerbe wurde durch die TV-Giganten und die internationale Vermarktung bestimmt und ging oft zulasten der Sportler: Bei eisigem Wind bis nach Mitternacht wurde so der Kampf der Skispringer durchgeführt. Spannende, begeisternde und erfolgreiche Kämpfe gab es aus deutscher Sicht bei den Skispringern, den Biathleten, bei den Rodel-, Skeleton- und Bobwettfahrten und bei den Nordischen Kombinierern. Der herausragende Erfolg der deutschen Eishockeymannschaft kann zu einem Aufschwung dieser Sportart führen. Die Langlaufdisziplinen waren traditionell von den skandinavischen Läufern dominiert, während im Eisschnelllauf die Niederlande das Sagen hatte. Besonders bei den Rodlern und Bobfahrern zeigte sich eine Verbrüderung der Sportler über nationale Grenzen hinweg, ein Wille, sich – trotz Kampf und Tausendstel Sekunden – nicht gegeneinander aufbringen zu lassen.
IOC-Chef als Friedensstifter?
Sportlerinnen und Sportler wie Fans schlossen neue Freundschaften. Auch der große Beifall für die ehrenamtlichen Helfer, entsprach dem Willen der Verbrüderung und Völkerfreundschaft.
Anders der Macht- und Monopolpolitiker Thomas Bach, der sich als IOC-Chef als Friedensstifter inszenierte. Wenn er bei der Abschlussfeier den Glauben an eine friedliche Zukunft, besonders für ein wiedervereinigtes Korea beschwört, dann verdeckt er bewusst die tatsächlich wachsenden zwischenimperialistischen Widersprüche. Gerade in Südkorea wurden mit Hilfe US-amerikanischer Investitionen und einer Militärdiktatur Bedingungen zur extremen Ausbeutung herausgebildet. Heute gilt in Südkorea ein Mindestlohn von 4,50 Euro pro Stunde, eine offiziellen Wochenarbeitszeit von 52 Stunden und circa zehn Urlaubstage pro Jahr! Die Ausbeuter Samsung, Daewoo, Hyundai und andere verschmolzen mit dem internationalen Finanzkapital und waren alle Sponsoren und Nutznießer der Spiele. So gehört Südkorea seit 2008 zu den mächtigsten imperialistischen Ländern der Welt. Mit dieser Entwicklung ist untrennbar auch die zunehmende Konfrontation mit Nordkorea verbunden.
Spitzenleistungen – wissenschaftlicher Hintergrund
Um heute sportliche Leistungen auf Weltspitzen-Niveau zu erzielen, braucht es Vorbereitung, Training und Betreuung auf dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnisse. Außerdem Entwicklung und Nutzung von Material auf höchstem technischem Niveau. Ein solches wissenschaftliches Herangehen und einen Stab von Spezialisten können sich allerdings nur die reichen beziehungsweise imperialistischen Länder leisten. Sie wollen Sportler und Medaillen für nationalistische und Herrschaftsinteressen einsetzen. Der notwendige ausgeprägte Mannschaftsgeist lässt sich allerdings nur begrenzt künstlich oder gar mit Geld schaffen. Das führt auch immer wieder zu überraschenden Ergebnissen.
Doping – keineswegs nur ein russisches Problem
Überschattet wurden die Spiele schon im Vorfeld von den Dopingereignissen um die russische Mannschaft. Putin-Freund Thomas Bach setzte die Teilnahme russischer Athleten trotzdem durch; er wollte wohl auf die Großsponsoren der russischen Oligarchen nicht verzichten! Aber Doping ist keineswegs nur ein russisches Problem: während der Spiele wurde bekannt, dass die norwegische Mannschaft mit 6000 medizinischen Einheiten gegen Asthma anreiste! Sie wirken keineswegs nur gegen Asthma, sondern haben auch muskelaufbauende Wirkung. Die bisherigen Instrumente der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gegen das weltweite Dopingproblem sind völlig stumpf: Die Kontrolleure hinken den weltumspannenden mafiösen Dopingstrukturen weit hinterher! Viele Sponsoren, Sportverbände, Regierungen, Medien und die dopenden Spitzensportler sind darin eingebunden. Für sie zählt nur der Erfolg, der eigene Vorteil um jeden Preis – ein extremer Ausdruck des Profitsystems im Sportbereich.
Olympische Spiele – Riesengeschäft für das internationale Finanzkapital
Das internationale Finanzkapital hat die olympischen Spiele als Riesengeschäft für sich eingenommen. Das Olympia-Gelände war vorher ein Naturschutzgebiet mit dem weltweit größten Bestand an Wangsarse-Birken, die rücksichtslos gerodet wurden. Die Abfahrtsstrecke wird hinterher gar nicht mehr gebraucht, auch das Stadion und andere Sportstätten werden nach den Paralympics Mitte März 2018 wieder abgerissen.
Das internationale Finanzkapital ist direkt oder indirekt mit allen namhaften internationalen Sportverbänden wie IOC, FIFA, UEFA, UCI usw. verquickt und hat diese sich ihren Interessen untergeordnet. Deutlich ist: die Interessen des Finanzkapitals stehen im krassen Widerspruch zum Wunsch der sportbegeisterten Massen nach ehrlichem und fairen Sport sowie Freundschaft im Wettkampf.