Rote Fahne 08/2018
PSA/Opel: PACE (1) bedeutet Kündigungen und Werksschließungen
Die Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, Der Blitz, enthüllt in der Ausgabe vom 3. April, was hinter dem sogenannten Sozialplan der PSA/Opel-Geschäftsleitung tatsächlich steckt
Es ist kein Jahr her, da versprachen sie uns das Blaue vom Himmel. Als wir das nicht glaubten und protestierten, versprachen sie die Einhaltung der Tarifverträge. Das war von Anfang an eine Lüge, um uns ruhig zu halten. Jetzt zeigen Tavarez2 und Lohscheller3 ihr wahres Gesicht: Keine konkreten Modell-Zusagen für die Zukunft unserer Werke. Angriff auf unsere 4,3-Prozent-Lohnerhöhung. Existenzängste werden geschürt. Mit dem Sozialplan wird die Illusion vom individuellen Ausweg verbreitet, nach dem Motto „Rette sich, wer kann“. Die Unterschrift des Gesamtbetriebsrats unter den Sozialplan ist seine Kapitulationserklärung vor den angeblich unvermeidlichen Massenentlassungen. …
Was soll daran „sozial“ sein? Etwa der Rausschmiss der jungen Kollegen, der Dienstleister, der Leiharbeiter oder der Azubis? Die Zwangsversetzungen? Abstriche an der Rente zu haben, während Tavarez zwei Millionen Euro (+ 30 Prozent) mehr Gehalt, jetzt 6,7 Millionen Euro, bekommt?!
Die letzten Belegschaftsversammlungen brachten zum Ausdruck: Wir lassen uns nicht wie die Lämmer zur Schlachtbank führen. Auf der Rüsselsheimer Betriebsversammlung standen 200 Kollegen aus allen Bereichen auf der Bühne. Die Eisenacher Kolleginnen und Kollegen übergaben Lohscheller 1100 Unterschriften mit der Forderung „Einhaltung des Tarifvertrages“. Nach zwei Stunden Diskussion flüchtete Lohscheller durch die Hintertür. Alle Belegschaften machten klar: „Wir zahlen kein zweites Mal!“ Ein Rüsselsheimer Kollege fasste die Diskussion so zusammen: „Wenn ihr das nicht versteht, dann kommen wir alle zum Adam-Opel-Haus!“ …
Die Frage ist, wie verhalten wir uns zu dem „Sozialplan“. In den Bereichen ging sofort die Rechnerei los, „was kommt bei mir nach der Formel raus“. Ist nicht genau das die Taktik von PSA/Opel? Dass jeder nur darauf schaut, wie er „rauskommt“? Die Erfahrungen mit dem „süßen Gift Sozialplan“ zeigen: Man selber ist dann raus, aber dein Arbeitsplatz fehlt für immer der Jugend, den Kindern und der Region. Dann muss man mit der Rentenkürzung leben. Eine Abfindung ist schnell aufgebraucht. Und dann muss man neue Arbeit finden. Denn jeder weiß das, bevor du einen Cent Hartz IV bekommst, muss die ganze Abfindung aufgebraucht werden. Das zwingt einen in Niedriglohn oder Leiharbeit. …
Gemeinsam können und müssen wir im Kampf die Arbeitsplatzvernichtung verhindern. Dieser Kampf muss überparteilich geführt werden. Null Toleranz gegen Mobbing, antikommunistische Hetze und Spaltung. Wer jetzt verbreitet, ein Kampf würde alles noch schlimmer machen, der spielt Opel in die Karten. …
Der Kampf um jeden Arbeitsplatz muss offensiv geführt werden. 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im ganzen PSA/Opel-Konzern! Erhalt und Schaffung neuer Arbeitsplätze statt Millionen für Bonuszahlungen, statt Milliarden für Arbeitsplatzvernichtung und Werksschließungen! Auszahlung der 4,3 Prozent aus dem Tarifergebnis ohne Wenn und Aber! Sofortige Einstellung der neuen Lehrjahre – Erhaltung der Lehrwerkstätten – Übernahme unserer jungen Kolleginnen und Kollegen! Schluss mit Zwangsversetzungen!
1 Englisch für „Tempo“
² Vorstandsvorsitzender von PSA
³’ Vorstandschef von Opel