Rote Fahne 13/2018

Rote Fahne 13/2018

Manöver gegen die deutsche Einheit – Berliner Luftbrücke 1948

Die Legende der Rettung Westberlins durch die Berliner Luftbrücke im Juni 1948 gehört zu den antikommunistischen Gründungsmythen der BRD

Von dk
Manöver gegen die deutsche Einheit – Berliner Luftbrücke 1948
Zur antikommunistischen Geschichtsverfälschung gehörte auch das Melodram „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“, das 2005 im TV-Sender Sat.1 lief

Der antikommunistischen Auslegung zufolge wollten Stalin und die Rote Armee damals die Bevölkerung Westberlins aushungern, während die „amerikanischen Freunde“ dies durch Flugzeugtransporte verhinderten.


Worum ging es wirklich vor 70 Jahren?

 

Nach dem militärischen Sieg über Hitler-Deutschland im II. Weltkrieg hatte der deutsche Staat 1945 zu bestehen aufgehört, und die Macht des Monopolkapitals war gebrochen. Auf der Potsdamer Konferenz vereinbarten die Siegermächte Sowjetunion, Großbritannien und USA die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen (auch Frankreich erhielt eine Zone). Nach dem Willen der Sowjetunion, die die Hauptkraft bei der Zerschlagung des Faschismus gewesen war, wurde das Land jedoch weiterhin als wirtschaftliche Einheit behandelt. Die Hauptstadt Berlin lag mitten in der sowjetischen Zone, die drei Westalliierten wurden mit eigenen Sektoren aber an ihrer Verwaltung beteiligt. Während Stalin für die Einheit Deutschlands eintrat, betrieben die Westmächte seine Aufspaltung. In Widerspruch zum Potsdamer Abkommen hatte US-Präsident Truman den Oberkommandierenden Eisenhower in einer Geheimdirektive angewiesen: „Die Militärverwaltung soll von Anfang an auf die spätere Teilung Deutschlands hinarbeiten.“1

 

Grund dafür war, dass die Westmächte das kapitalistische System auf jeden Fall erhalten und eine Enteignung der Monopolkapitalisten Junker (Großgrundbesitzer), wie sie in der sowjetischen Zone erfolgte, verhindern und ein Bollwerk gegen das sozialistische Lager aufbauen wollten. 1947 bildeten sie einen zentralen Wirtschaftsrat für die britische und die US-Zone. Am 11. Juni verkündeten sie für die drei Westzonen eine Währungsreform.

 

Mit diesem Manöver wurden die Ersparnisse der Volksmassen weitgehend vernichtet und so die Kriegsschulden der Hitler-Faschisten auf die Werktätigen abgewälzt. Der Zustrom der nun wertlosen Reichsmark in den sowjetischen Sektor Berlins hätte die Wirtschaft in der sowjetischen Zone ruiniert, und dagegen mussten Sofortmaßnahmen ergriffen werden: Der Personen- und Warenverkehr von den westlichen Besatzungszonen nach Westberlin wurde unterbunden und eine Währungsreform für die sowjetische Zone verfügt. Die Westmächte wurden wegen des Bruchs des Potsdamer Abkommens zum Abzug aus Berlin aufgefordert.

 

SPD: „Berlin ist einen Krieg wert“

 

Eine ungeheure antikommunistische Hetze setzte nun ein, und im Sozialdemokrat, einer Zeitung der Westberliner SPD, hieß es: „Berlin ist einen Krieg wert“. Obwohl die sowjetische Verwaltung die Versorgung der Westberliner Bevölkerung durch Lebensmittel aus dem Ostsektor anbot, wurde vom US-Militär eine – allerdings vollkommen unzulängliche – Versorgung per Flugzeug von Frankfurt/Main aus in Gang gesetzt. SPD-Bürgermeister Ernst Reuter ließ Plakate aufhängen: „Nur Familie Schimpf und Schande kauft außer Lande“.

 

Das besonnene Handeln der Sowjet­union verhinderte damals, dass es tatsächlich zu Kriegshandlungen kam. Über 100 000 Westberliner versorgten sich entgegen der antikommunistischen Propaganda in den Geschäften des sowjetischen Sektors. Am 12. Mai 1949 brachen die US-Imperialisten das Luftbrückenspektakel ab.