Rote Fahne 01/19
Die Konferenz von Teheran 1943
Vor 75 Jahren beschloss die Konferenz der alliierten Mächte USA, Großbritannien und Sowjetunion in Teheran die Errichtung einer zweiten Front zur Niederschlagung des Hitler-Faschismus
Die Teheraner Konferenz vom 29. November bis 1. Dezember 1943 war das erste Treffen der führenden Repräsentanten der drei alliierten Mächte. Der US-Präsident Franklin D. Roosevelt traf Josef Stalin, den Chef der sowjetischen Delegation, zum ersten Mal persönlich. Premier Winston Churchill stand der britischen Delegation vor.
In Teheran war die wichtigste Frage die Bildung der zweiten Front. Versprochen hatten die westlichen Alliierten der Sowjetunion diese zweite Front für das Jahr 1942. Praktisch geschehen war aber nichts. Seit dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 kämpfte das Land allein gegen das faschistische Deutschland und dessen Verbündete. Führende Kreise in den USA und in Großbritannien hofften, dass sich die kämpfenden Parteien gegenseitig so schwächen würden, dass die Erstgenannten dann die Nachkriegsbedingungen diktieren könnten.
Im Jahr 1943 hatte sich die militärische Lage allerdings geändert. Die Rote Armee errang in Stalingrad einen großen Sieg, im Sommer in Kursk. Im weiteren Verlauf des Jahres wurden Teile der Ukraine und am 6. November Kiew befreit. Diese Erfolge hatten das Ansehen der Sowjetunion weltweit gewaltig erhöht. Trotzdem war Deutschland mit seinen Verbündeten noch sehr stark und hätte ohne eine zweite Front den Krieg weiter in die Länge ziehen können.
Stalin schilderte in Teheran die militärische Lage: „Gegenwärtig verfügen die Deutschen an unserer Front nach Angaben unserer Aufklärung über 210 Divisionen … Außerdem gibt es 50 nichtdeutsche Divisionen einschließlich der Finnen.“1 70 Prozent der deutschen Truppen waren in der Sowjetunion im Einsatz. Von der Bildung der zweiten Front erhoffte sich die Sowjetunion endlich eine Entlastung für die Rote Armee, die zusammen mit der sowjetischen Bevölkerung die Hauptlast im Kampf gegen den deutschen Faschismus trug.
Roosevelt war einer Landungsoperation in Nordfrankreich eher zugeneigt. Den US-Imperialisten ging es mit Blick auf die Nachkriegszeit darum, möglichst viele Gebiete in West- und Südeuropa zu besetzen. Churchill dagegen wollte verhindern, dass die Rote Armee nach Westen vorrückte, und wollte die imperialistischen Interessen Großbritanniens im Mittelmeerraum sichern. Er schlug eine Landung der Truppen auf dem Balkan vor, konnte sich aber nicht durchsetzen. Die Konferenz in Teheran beschloss Anfang, Mitte Mai 1944 als Termin für die Landung der anglo-amerikanischen Truppen in Nordfrankreich. Tatsächlich fand die Landung dann am 6. Juni 1944 statt.
Der ultrareaktionäre Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt Universität Berlin, Jörg Baberowski behauptet, das gemeinsame Vorgehen der Alliierten hätte den Krieg verlängert, weil die Nazi- und Wehrmachtselite kein Angebot bekommen hätte, „auszusteigen.“2
Tatsächlich hat der Beschluss von Teheran den Krieg gegen Nazideutschland verkürzt und damit vielen Menschen das Leben gerettet.
Ein anderer Punkt in den Verhandlungen betraf die Zukunft Deutschlands. Roosevelt und Churchill legten unterschiedliche Teilungspläne vor. Stalin hat deren Vorstellung, aus dem deutschen Staatsgebiet mehrere unabhängige Staaten zu machen, immer abgelehnt. Auch im weiteren Verlauf fanden die Teilungspläne für Deutschland bei der sowjetischen Seite keine Zustimmung. Die bürgerliche Propaganda behauptet bis heute, dass die Spaltung Deutschlands von der Sowjetunion ausgegangen sei. Das ist eine der vielen Geschichtsfälschungen, die nach dem Krieg in Umlauf gebracht wurden. Stalin erklärte in seiner Rundfunkansprache an die sowjetische Bevölkerung anlässlich der Kapitulation der Wehrmacht am 9. Mai 1945, dass „die Sowjetunion sich nicht anschickt, Deutschland zu zerstückeln oder zu vernichten.“3
Die Konferenz in Potsdam im August 1945 beschloss dann, Deutschland militärisch zu besetzen, die verantwortlichen Kriegsverbrecher zu bestrafen, die Produktion von Rüstungsgütern zu verbieten, Staatsapparat und Verwaltung zu entnazifizieren und – nach Abschluss eines Friedensvertrags – die Besatzung Deutschlands zu beenden. Die Westalliierten begannen aber nach kurzer Zeit, die Potsdamer Beschlüsse zu boykottieren und Schritt Schritt die Spaltung Deutschlands zu organisieren. Begleitet wurden die Maßnahmen – wie die Bildung der Bi-Zone 1946, die Währungsreform 1948 usw. – mit antikommunistischer Hetze und einem Trommelfeuer aus Lügen und Verleumdungen gegen die Sowjetunion.
In Teheran fand eine Zeremonie zur Ehren der Verteidiger von Stalingrad statt. Britische Waffenschmiede hatten im Auftrag des britischen Königs Georg VI. ein Ehrenschwert hergestellt. In die Schneide ist eingraviert: „Geschenk von König Georg VI. für Menschen mit stählernen Herzen – den Bürgern von Stalingrad – zum Zeichen der Hochachtung des englischen Volkes.“4 Das Schwert wurde der sowjetischen Delegation überreicht.