Rote Fahne 07/2019

Rote Fahne 07/2019

Gehirnwäsche und „Rote Banner“ für den Maximalprofit

Ein ehemaliger Angestellter berichtet über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei dem chinesischen Konzern Huawei

Von (ak)

In Düsseldorf befindet sich eine Zentrale von Huawei, mit circa 1500 Mitarbeitern. 70 Prozent davon sind Chinesen mit befristetem Arbeitsaufenthalt. Es gibt weder einen Betriebsrat noch gewerkschaftlichen Einfluss. Arbeitsverträge sind auf maximal zwei Jahre befristet. Für Scheinselbstständige aus EU-Ländern sind Verträge sogar monatlich kündbar.

 

Mehrmals jährlich werden zu Leistungstests 50 bis 100 chinesische Mitarbeiter ohne Arbeitserlaubnis nach Deutschland geflogen. Sie arbeiten zum Teil mehr als 12 Stunden täglich, sieben Tage die Woche und werden von der Stammbelegschaft vollständig isoliert.

 

Unter einigen Kollegen ist der Unmut über Arbeitszeiten, militärischen Gehorsam und Degradierung der geistigen Fähigkeiten deutlich zu spüren.

 

Im Headquarter in Shenzhen arbeiten 60.000 Menschen. Mit Matratzen unter den Tischen, riesigen Kantinen, mit Wohnsilos in direkter Nähe, von Huawei finanziert, und mit einer eigenen Universität. Arbeit, soziale Umgebung, Freunde – die gesamte Lebenszeit wird durch den Konzern dominiert. Es gibt einen Huawei-Fernsehsender, Intranet, internes soziales Netzwerk, Sporteinrichtungen, Ärzte und vieles mehr.

 

Wer hier gekündigt wird, fällt durch alle Raster. Das ist Teil des ideologischen Überbaus des Konzerns, dessen Führung aus einem Dutzend hochrangiger Mitglieder der KP Chinas besteht, allesamt aufgestiegen in die Schicht der Superreichen.

 

In Deutschland versucht das Unternehmen seit Jahren, der hohen Fluktuation bei qualifizierten Mitarbeitern mit „Gehirnwäsche“ und hohen Gehältern entgegenzuwirken. Das Zauberwort heißt „Dedication (Aufopferung) für das Kollektiv und für den Erfolg des Ganzen“. Ein schäbiger Versuch, die fortschrittlichen Methoden und die Schöpferkraft der großen proletarischen Kulturrevolution für die kapitalistische Profitmacherei zu nutzen. So hängen in der Düsseldorfer Zen­trale rote Banner mit der Aufschrift „Every­thing for Success“ (Alles für den Erfolg), „Customer Satisfaction“ (Kundenzufriedenheit) und viele mehr.

 

Das alles kann nicht über die extreme Konkurrenz und den Bürokratismus, ausufernde Korruption, Manipulation hinwegtäuschen. Mehr als 4000 leitenden Mitarbeitern wurde weltweit Korruption nachgewiesen, interne Untersuchungen wurden jedoch fallen gelassen.

 

Ob staatsbürokratischer Kapitalismus in China oder staatsmonopolistischer Kapitalismus in westlichen Ländern – die Antwort kann nur der organisierte Kampf der Arbeiter in Gewerkschaften sein und der internationale Aufbau marxistisch-leninistischer Parteien mit der Perspektive des echten Sozialismus.