Rote Fahne 10/2019

Rote Fahne 10/2019

Bilanz und Botschaft eines langen politischen Lebens

Man nenne ihn doch den „Big Leader of the Bangladesh Movement“ sagt Monika Gärtner-Engel zu Manzurul Ashan Khan, Bangladesch, im Gespräch. Auf die Frage nach der Bilanz seines langen politischen Lebens hat er eine ausführliche Antwort

Von Monika Gärtner-Engel
Bilanz und Botschaft eines langen politischen Lebens
Manzurul Ashan Khan (vorn Mitte) 2017 auf einer Demonstration von Textilarbeiterinnen und -arbeitern in Dhaka. Foto: RF

Manzurul: Ich war sehr inspiriert, nachdem ich das Buch von Stefan Engel „Morgenröte der internationalen sozialis­ti­schen Revolution“ gelesen hatte. Nachdem die Globalisierung sich überall auf der Welt durchgesetzt hat, ist es höchste Zeit, dass die Arbeiter und die einfachen Massen sich zusammenschließen und eine Revolution vorbereiten, die globalen Maßstab hat. Die Imperialisten sind sich trotz ihrer großen Widersprüche untereinander einig in ihrem Kampf gegen die Umwelt, gegen die Massen und gegen alle Kämpfe, die dort entstehen.

 

Neue Bewegungen entstehen aus der politischen und sozioökonomischen Situation. Es ist die Aufgabe der Kommunisten in der linken Bewegung, Bewusstsein in diese Bewegungen zu bringen und sie zu führen.

 

Bangladesch hat in der letzten Zeit große Massenmobilisierungen erlebt. Es waren spontane Bewegungen der Jugend und der Studenten gegen Korruption, quotierten Zugang zu den Universitäten und gegen die verheerende Verkehrssituation für Schüler. Aber auch eine Bewegung für die Bestrafung und Exekution von Leuten, die im Befreiungskampf 1971 Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Alle drei Bewegungen waren erfolgreich.

 

Es kann sein, dass wir von der Link­en oder von Kommunisten Vorbehalte haben gegen diese Bewegungen, und es mag sein, dass sie reformistisch sind. Aber wir sollten solche Bewegungen nicht ignorieren, sondern alles daransetzen, sie zu beeinflussen. Wie unser Poet und Dichter Tagore sagt: „Die Wellen des Flusses enden nicht. Sie gehen weiter, und schließlich münden sie in das Meer.“ Das sind die Bewegungen, in denen das Volk lernt, sich zu organisieren und zu kämpfen. Und es wählt die richtige revolutionäre Partei aus.

 

Wir Kommunisten haben im Grunde sehr wenig Differenzen über politische und taktische Fragen – aber die kleinen Differenzen führen dennoch zu großen Spaltungen in den Parteien. Das ist ein großes Problem. Aber: Wir haben gemeinsame Verpflichtungen, den Kapitalismus zu bekämpfen, den Imperialismus zu bekämpfen. Wir kämpfen gegen die globale Erderwärmung, wir kämpfen gegen die Zerstörung der Umwelt und für eine harmonische Entwicklung im Einklang mit der Natur. Und dafür müssen wir alle Kräfte vereinigen, sehr flexibel sein und ein offenes und weites Herz haben. …

 

Wenn nicht das ganze Volk in die Revolution eingebunden ist, sich darin engagiert, wird es keine erfolgreiche Revolution geben. Um das zu erreichen, haben wir die ICOR aufgebaut.

 

Deswegen sollten wir immer offen sein für die Gefühle und die Gedanken der Massen und hören, was sie sagen. Manchmal werden wir rigide und schließen die Türen. Ich möchte wieder den Dichter Tagore zitieren, der sagt: „Wir schließen die Türen, um die Lügen draußen zu halten. Und dann ist die Tür geschlossen – wie sollen dann die guten Ideen raus- und reinkommen?“ Die Kommunisten müssen die Tür offen halten, damit die guten Ideen fließen. Lasst uns in dieser Be­ziehung durchaus von der Bourgeoisie lernen: Sie haben so viele Differenzen, sie streiten sich untereinander, sie haben verschiedene Kriege, aber sie sind einig über ihre Widersprüche hinweg, wenn es um ihr gemeinsames Ziel geht, das aber natürlich reaktionär ist und das Rad der Geschichte zurückdrehen will. Und so sollten wir sagen: Arbeiter auf der Welt, seid vereinigt, seid vereinigt gegen die Imperialisten und gegen die Kapitalisten auf der Welt!

 

Es ist höchste Zeit, Revolution zu machen. Wir können nicht warten. Wird denn nicht gesehen, dass die Faschisten ihr Haupt erheben wollen überall auf der Welt?

 

Grüße an alle Kommunisten und alle Genossen in Deutschland!

 

 

Manzurul Ashan Khan …

... wurde am 28. September 1945 geboren. Als Student kam er in Kontakt mit dem Marxismus-Leninismus und schloss sich der Kommunistischen Partei Bangladeschs (CPB) an. Während des Befreiungskampfes 1971 war er Kommandant einer Guerillaeinheit der CPB, der Nationalen Awami Partei und der Studentenorganisation Bangladesh Students Union. Mit dem Niedergang der revisionistischen Sowjetunion gab es in der CPB Zersetzungserscheinungen, Liquidatorentum und antikommunistische Angriffe von außen.


Manzurul Ashan Khan stellte sich gegen die Liquidatoren, verteidigte den Marxismus-Leninismus und war aktive Kraft für die Erneuerung und Klärung innerhalb der Partei. Beim 7. Kongress wurde er zum Präsidenten der Kommunistischen Partei Bangladeschs gewählt und war bis zum 10. Parteikongress der Vorsitzende.


Manzurul Ashan Khan ist großer Befürworter der Einheit der kommunistischen Kräfte der Welt, auch über Differenzen hinweg, auf der Grundlage einer antiimperialistischen und antifaschistischen Einheitsfront weltweit. Er pflegt zahlreiche Beziehungen zu wesentlichen revolutionären Strömungen der Welt.