Rote Fahne 12/2019

Rote Fahne 12/2019

Faschistoide Betriebsratsliste „Zentrum Automobil“

Strikt gegen Gewerkschaften und Marxisten-Leninisten

Von gös
Faschistoide Betriebsratsliste „Zentrum Automobil“
Daimler-Kollegen und Daimler-Boss verschmelzen beim „Zentrum Automobil“ zur „deutschen Wirtschaft“ mit letztlich gleichen Interessen (RF)

Mit den Betriebsratswahlen im vergangenen Jahr konnte die faschistoide Betriebsratsliste „Zentrum Automobil“ („Zentrum“) neue Betriebsgruppen gründen. Besonders bei Daimler-Benz konnten Betriebsratssitze gewonnen werden. Das sorgte auch in fortschrittlichen Medien für Unruhe. Danach wurde es wieder ruhiger um das „Zentrum“. Die Auseinandersetzung bleibt aber auf der Tagesordnung.


Entstehung von „Zentrum Automobil“

Gegründet wurde das „Zentrum“ im Jahr 2009 von Oliver Hilburger, der zuvor als Leadgitarrist in der faschistischen Rockband „Noie Werte“ wirkte. Lieder von „Noie Werte“ fanden sich auch auf einem Bekennervideo der NSU-Mörder. Bei seiner Vernehmung durch den Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss distanzierte sich Hilburger von diesen Liedern nur der Form halber und tat sie als „Irrungen“ im jungen Erwachsenenalter ab.1 Aus dem „Christlichen Gewerkschaftsbund“ war er ausgeschlossen worden.


Ideologie des „Zentrums“

Die Ideologie des „Zentrums“ benutzt vor allem Elemente der faschistischen Ideologie wie Nationalismus, Gewerkschaftsfeindlichkeit und aggressiven Antikommunismus. Letzterer zeigt sich vor allem in Angriffen auf die MLPD. Das „Zentrum“ konnte Einfluss unter Daimler-Arbeitern gewinnen, weil es demagogisch an drängenden Problemen wie drohendem Arbeitsplatzverlust während der Dieselkrise oder der Entlassung von Leiharbeitern ansetzt und teilweise zum Kampf dagegen aufruft. Es setzt, wie die Faschisten, auf „die besten Gefühle der Massen, auf ihr Gerechtigkeitsgefühl und mitunter sogar auf ihre revolutionären Traditionen“, wie Georgi Dimitroff bereits 1935 feststellte.2

 

So versteckt das „Zentrum“ seine wahren Absichten immer wieder hinter antikapitalistischen Begriffen wie Finanzkapital oder Ausbeutung. Es ist deshalb nicht immer auf Anhieb als faschistoide Gruppe erkennbar. Klassenkampf wird allerdings ausdrücklich abgelehnt.3 Oft folgen dieser sozialen Demagogie des „Zentrums“ Angriffe auf seinen gegenwärtigen Hauptfeind, die IG Metall (IGM). Seiner Meinung nach stecken alle Funktionäre der IGM unter einer Decke mit den „Establishment-Parteien“ oder auch „Auto-Killer-Parteien“. Demagogisch lastet das „Zentrum“ die Vernichtung von Arbeitsplätzen im Rahmen der E-Mobilität einzig und allein dem angeblichen „Co-Management“ der gesamten IG Metall an. Damit greift es die berechtigte Kritik an der Klassenzusammenarbeitspolitik reformistischer Gewerkschaftsführer auf, um gleichzeitig die Hauptverursacher, die Automobilmonopole, aus der Schusslinie zu nehmen. Die gewerkschaftsfeindlichen Angriffe des „Zentrums“ spalten und schwächen die Arbeiterbewegung.

 

Ähnlich einige Stellungnahmen von Oliver Hilburger zur Herstellung von Batterien für die E-Mobilität: Zunächst klagt er die Umweltzerstörung durch die Rohstoffgewinnung für Batterien und die Ausbeutung etwa von Kindern durch die „Autobosse“ an. Andererseits leugnet das „Zentrum“, ähnlich wie die AfD, katastrophale Klimaveränderungen und stellt den Dieselmotor trotz hohem Stickoxid- und Feinstaub-Ausstoß als ökologisch „sauber“ hin. So macht es sich zum Anwalt der Profitmaximierung der Automobilmonopole durch weitere Zerstörung der natürlichen Umwelt.

 

Gleichzeitig weiß Hilburger genau, dass er sein „Zentrum“ mit offenem Rassismus in Automobilbelegschaften mit vielen Nationalitäten nicht verankern kann. Er wirbt sogar für die Einheit von Deutschen und Ausländern. Allerdings nur, solange sie gemeinsam für die Interessen der „deutschen Wirtschaft“ statt für die gemeinsamen Arbeiterinteressen kämpfen. Rassistische Hetze überlässt er anderen wie Jürgen Elsässer, der im Jahr 2018 auf einer Veranstaltung des „Zentrums“ gegen das „Asylantenpack“ hetzte.


Die Schuldigen laut „Zentrum Automobil“

Zur Verbreitung seiner Ideologie benutzt das „Zentrum“ meist ein und dasselbe Schema: Ausgangspunkt ist eine Bedrohungslage. Beispielsweise bedrohen Arbeitsplatzverlust oder Umweltzerstörung „unsere Existenz“. Dem schließt sich eine Suche nach Schuldigen an. Allerdings gehört das demagogisch kritisierte Finanzkapital nicht dazu. Vielmehr fordert das „Zentrum“ die Schwächung und die Eliminierung seiner Hauptgegner: der Gewerkschaften und der Marxisten-Leninisten. Als eine Lösungsmöglichkeit wird häufig Mitgliedschaft im „Zentrum“ als angeblich „alternativer Gewerkschaft“ angeboten. Oder es deutet eine faschistische „Betriebsgemeinschaft“ an, eine Umschreibung für die Einführung des faschistischen „Führerprinzips“ auf Betriebsebene.

 

Einerseits macht Oliver Hilburger bei Daimler Untertürkheim teilweise als „Kümmerer“ Eindruck. Andererseits werden Vertreter des „Zentrums“ ignoriert, wenn sie in Abteilungen auftauchen. In gutem Gedächtnis ist noch eine Aktion von Vertrauensleuten, die im vergangenen Jahr in T-Shirts mit der Aufschrift „Kein Platz für Nazis“ während einer Betriebsversammlung in Untertürkheim auf der Bühne gegen das „Zentrum“ protestierten.

 

Die wahren Absichten des „Zentrums“ müssen hinter der Fassade seiner sozialfaschistischen Demagogie ans Licht einer breiten Öffentlichkeit gebracht werden.