Rote Fahne 22/2019

Rote Fahne 22/2019

Krise im Maschinenbau und die Folgen

Die bürgerliche Presse geht auf die krisenhafte Lage des Maschinenbaus in Deutschland ein, spricht sogar von Krise. Aber zugleich verdeckt sie, wie stark die negative Entwicklung zur Vertiefung der Wirtschaftskrise in Deutschland beiträgt

Von ac
Krise im Maschinenbau und die Folgen
Deutscher Maschinenbau: deutlicher Auftragsrückgang, Foto: jurpenglifk / CC0

Die Auftragsrückgänge im gesamtdeutschen Maschinenbau summieren sich für die Monate Januar bis August 2019 auf minus 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das betrifft die Auftragseingänge aus dem Inland und dem Ausland gleichermaßen.1

 

Angesichts der Stellung des Maschinenbaus in Deutschland, mit seinen 36 Fachverbänden, ist dieser Rückgang von Bedeutung für den Krisenverlauf. Im Dezember 2018 waren 1,052 Millionen Menschen im Maschinenbau beschäftigt. Das sind 19,2 Prozent der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes. Die Automobilindustrie kommt hier nur auf 14,7 Prozent.

 

Der deutsche Maschinenbau war mit einem Volumen von 177,8 Milliarden Euro der führende Exporteur auf dem Weltmarkt, vor China, den USA, Japan und Italien. Die Exportquote lag 2018 bei 79,3 Prozent. 2018 lag die Kapazitätsauslastung der Branche deswegen mit 90,5 Prozent sehr hoch. 87,7 Prozent waren es 2018 in der gesamten Industrie. Vom gesamten Produktionsvolumen aus betrachtet, also dem Inlands- und Auslandsmarkt zusammen, liegt Deutschland mit 297 Milliarden Euro auf Platz 3, hinter China und den USA.2

 

Der Rückgang in der Produktion von Investitionsgütern (unter anderem Maschinen) ist für die Tiefe der Krise von besonderer Bedeutung, weil das Wachstum der kapitalistischen Produktion vor allem über die Linie der Produktionsmittel erfolgt. Der Maschinenbau ist – wie kein anderer Industriezweig – von der Entwicklung der Investitionen abhängig, in Deutschland und weltweit.

 

Um 17 Prozent brachen im August 2019 die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau gegenüber dem August 2018 nochmals deutlich ein. Im Inland gingen sie um 12 Prozent zurück, im Ausland um 19 Prozent. Im ostdeutschen Maschinenbau beträgt der Auftragsrückgang 21 Prozent. Einem Plus des ostdeutschen Maschinenbaus im Inland von 9 Prozent steht ein Rückgang der Auslandsaufträge um 34 Prozent gegenüber.

 

Der Einbruch in der Automobilindustrie und besonders der Rückfall der Auslandsbestellungen führte zu einem Produktionsrückgang im deutschen Maschinenbau von 3,2 Prozent im Juli 2019.3

 

Der Maschinenbau plant dennoch, seine Stammbelegschaft mithilfe der neuen Regelungen zum Kurzarbeitergeld zu halten. Die Kapitalisten gehen nur von einem kurzen Einbruch aus. Doch das ist Zweckoptimismus. Mit der Vertiefung der Krise wird es auch zu betriebsbedingten Kündigungen und Konkursen kommen.

 

Das wird besonders Baden-Württemberg und Bayern treffen. Die beiden Bundesländer stellen über 50 Prozent der Beschäftigten im Maschinenbau.4 Die relative wirtschaftliche und politische Stabilität, die bisher mit dem Maschinenbau und der Automobilindustrie verbunden war, ist nun mit dieser Entwicklung infrage gestellt. Das stellt die Belegschaften dieser Branchen vor enorme Herausforderungen im Kampf um ihre Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen.