Rote Fahne 25/2019

Rote Fahne 25/2019

Theodor Neubauer – hervorragender Historiker, Lehrer und Revolutionär

Sich mit dem Leben von Theodor Neubauer zu beschäftigen, lohnt sich für jeden, der heute für eine bessere Welt kämpfen möchte

Von Eisenach Korrespondenz
Theodor Neubauer – hervorragender Historiker, Lehrer und Revolutionär
Der Gedenkstein für den kommunistischen Lehrer Theodor Neubauer vor der Albert-Schweitzer-Schule in Ruhla, Foto: RF

Viele Freunde und Genossen sind sicher bei den Parteieinsätzen zur Landtagswahl in Thüringen über den Straßennamen Dr. Theodor Neubauer gestoßen. Der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Franz-Josef Schlichting, kritisierte bereits 2017, dass es noch zu viele Straßennamen aus DDR-Zeiten gebe. Dazu gehört auch der Name Theodor Neubauer. Antikommunistische Ressentiments schafften es auch nicht, seine Büste vor dem Hauptgebäude der Erfurter Universität im Rahmen von Sanierungsarbeiten zu entfernen.

 

Im nordhessischen Witzenhausen 1890 geboren, siedelte seine Familie zehn Jahre später um nach Erfurt. Sein Vater, ein Gutsinspektor, war bei der Erziehung auf Kaisertreue und preußischen Militarismus ausgerichtet. Doch gegen dieses Umfeld begann Theo bald zu rebellieren. Zuerst schloss er sich der humanistisch geprägten Organisation „Der Wandervogel“ an.

 

Doch sein politisches Bewusstsein reichte noch nicht aus, den imperialistischen Charakter des I. Weltkrieges zu erkennen. Theo meldete sich als Freiwilliger. 1917 wurde er nach mehreren Verwundungen aus der Armee entlassen. Der Krieg prägte ihn, und er suchte nach einer besseren Welt. Über Kontakte wurde er in einen Kreis junger, revolutionärer Arbeiter eingeführt, und er begann, sich mit dem Marxismus-Leninismus zu beschäftigen. 1919 wurde er Mitglied der USPD.

 

Seine Lehrerausbildung für Englisch, Französisch und Geschichte beendete er und trat eine Anstellung als Lehrer in der Königin-Luise-Schule in Erfurt an. Für die proletarischen Kinder Drill und Gehorsam, als Kanonenfutter für den Krieg, während die höheren Schulen ihre Nachkommen zur herrschenden Klasse heranzogen. Das war der Kern der bürgerlichen Schulordnung. Theo rebellierte dagegen. Er wollte die Jugend zu selbständig denkenden und handelnden Menschen erziehen.

 

Im Geschichtsunterricht machte er seine Schülerinnen auch mit den Werken von Marx und Engels vertraut. Die Mädchen waren begeistert von ihrem Lehrer und ignorierten den Hausarrest ihrer Eltern. Heimlich kletterten sie aus dem Fenster, um in die Schule zu kommen. Im März 1920 kam es zum faschistischen Kapp-Putsch, mit dem die Errungenschaften der Novemberrevolution beseitigt und eine Militärdiktatur errichtet werden sollte. Theo nahm als einziger Lehrer seiner Schule am Generalstreik teil. Rechtzeitig vor den reaktionären Häschern gewarnt, schlug er sich zu den bewaffneten Arbeitern durch. Nach seiner Rückkehr beantragte er seine Versetzung nach Ruhla bei Eisenach.

 

Im Herbst 1920 drängte der linke Flügel der USPD auf die Vereinigung mit der KPD. Theo Neubauer trat dafür auf Versammlungen in Eisenach, Bad Salzungen und in der Rhön bei den Kali-Kumpels auf. Versammlungen in der damaligen Zeit waren Kampfaktionen. Sie wurden von Reaktionären und Faschisten überfallen. Durch seine Erfahrungen aus dem Kapp-Putsch erarbeitete Theo Richtlinien zum Aufbau von Arbeiterhundertschaften zum Selbstschutz, die später weite Verbreitung fanden.

 

Theodor Neubauer, auch der „rote Doktor“ genannt, entwickelte in der KPD in Ruhla eine immer allseitigere Kleinarbeit. Theos Frau Hedwig gründete eine erste kommunistische Frauengruppe. Jugendgruppen zu Kultur, Wandern und Sport wurden aufgebaut. Er nahm die ersten Jugendweihen vor. Die Ortsgruppe der KPD wurde Ende 1920 zur stärksten Partei in Ruhla. Mit dem großen Rückhalt in der Bevölkerung, vor allem in der Arbeiterschaft, erhielt die Stadt den Namen „Klein-Moskau“.

 

Theodor Neubauer wurde in den Thüringer Landtag gewählt. Im September/Oktober 1923 – in Deutschland herrschte eine akut revolutionäre Situation – wurde er Mitglied der Landesregierung. Auf Befehl von Reichstagspräsident Friedrich Ebert marschierten faschistische Truppen nach Thüringen. Theo musste untertauchen und verließ Thüringen. In Düsseldorf übernahm er unter dem Namen Lorenz die Redaktionsleitung der kommunistischen Zeitung Freiheit. In dieser Zeit lernte ihn auch Willi Dickhut, der Mitbegründer und Vordenker der MLPD, kennen und schätzen.

 

Theo Neubauer wurde von den Faschisten verhaftet und bis 1939 durch mehrere Zuchthäuser und Konzentrationslager geschleift. Im Reichstagsbrand-Prozess trat er, sichtlich durch Misshandlungen gezeichnet, als Zeuge auf und stärkte dem Hauptangeklagten Kommunisten Georgi Dimitroff den Rücken. Von 1937 bis 1939 entwickelte er mit Albert Kuntz und Walter Stoecker Prinzipien für eine straff organisierte illegale Widerstandsorganisation im KZ. Als er 1939 aus dem KZ entlassen wurde, zog er ins thüringische Tabarz und war beim Opel-Dienst in Gotha beschäftigt. Theo machte sich sofort an die illegale Widerstandsarbeit und organisierte ein Netzwerk von kommunistischen Zellen. Im Juli 1944 wurde Theo erneut verhaftet und am 5. Februar 1945 in Brandenburg wegen Hochverrats von den Nazis ermordet. Theodor Neubauer war ein hervorragender Revolutionär und Antifaschist. Wir sollten dafür sorgen, dass sein Wirken für die Nachwelt erhalten bleibt.