Rote Fahne 02/2020

Rote Fahne 02/2020

Die Sache mit der Klimagerechtigkeit ...

Was bedeutet „Gerechtigkeit“ in der Umweltfrage? Darüber ist eine Diskussion innerhalb der Umweltbewegung entbrannt

Von Bochum Korrespondenz
Die Sache mit der Klimagerechtigkeit ...
Umweltschutz als Ergebnis des Kampfes gegen die Hauptverursacher möglich (Foto: Hannover 2019), Foto: RF

„What do we want? – Climate justice! – When do we want it? – Now!“ Tausendfach erschallt dieser Ruf bei den zahlreichen Friday-for-Future-Protesten in Deutschland. Viele Jugendliche verbinden damit den Kampf gegen die Ungerechtigkeit, dass genau diejenigen, die am wenigsten für die Umweltzerstörung können, am meisten von den Folgen des Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe betroffen sind.

 

Für die internationalen Monopole ist es bis heute eine zynisch einfache Kostenrechnung, die umweltzerstörerischste Produktion in die neokolonialen Länder zu verlagern. So hieß es schon 1992 in der Neuen Ruhr Zeitung: „Weiter schreibt Summers (damaliger stellvertretender Weltbankpräsident), wenn beispielsweise eine Substanz Prostatakrebs auslöst, sei die Besorgnis in Staaten mit höheren Überlebenschancen viel größer als in Ländern, wo die Kindersterblichkeit bei 200 von 1000 Neugeborenen liege. Einige Staaten Afrikas seien im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ‚zu wenig verschmutzt‘.“1

 

Dagegen erhebt auch Luisa Neubauer (Mitglied der Grünen) die Forderung nach Klimagerechtigkeit: „Klimagerechtigkeit hat eine zeitliche und eine räumliche Dimension. Zum einen ist es ungerecht, uns jungen Menschen unsere Zukunft wegzunehmen, bevor wir sie überhaupt gelebt haben. … Andererseits erleben wir jetzt schon Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Artensterben. Dass wir es wagen, die Gegenwart von anderen in anderen Teilen der Welt derart zu terrorisieren, ist sehr ungerecht.“ 2

 

Bei aller berechtigten Empörung nimmt Luisa Neubauer so die Hauptverantwortlichen der Umweltzerstörung, die internationalen Monopole, völlig aus der Schusslinie. Natürlich ist es notwendig, auch in der persönlichen Lebensweise einiges zu verändern – wie zum Beispiel den persönlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Dass es aber internationale Monopole wie VW oder Bayer/Monsanto sind, die hier wie dort die Arbeiter ausbeuten, die Leute vergiften und die Hauptverantwortung für die Umweltzerstörung tragen, wird mit einem pauschalen „Wir“ einfach übergangen. Doch es ist diese Vermischung aus kleinbürgerlich-internationalistischer und -ökologistischer Denkweise, die den Massen in den imperialistischen Ländern die Hauptschuld auferlegt und sie so teilweise gegen den Umweltschutz aufbringt. Die Monopole reiben sich die Hände, führt diese Logik doch zur Spaltung der Arbeiter- und Umweltbewegung, Spaltung der Arbeiter nach imperialistischen und neokolonialen Ländern.

 

Wirkliche Gerechtigkeit in der Umweltfrage heißt: Das Verursacherprinzip muss gelten. Umweltschutz auf Kosten der Profite – statt CO2-Steuer! Strafrechtliche Verfolgung der Umweltverbrecher wie VW und RAG! Rettet die Umwelt vor der Profitwirtschaft! Um das zu erkämpfen, brauchen wir die Kampfeinheit von Alt und Jung, von den Arbeitern und breiten Massen in den imperialistischen und in den Entwicklungsländern.