Rote Fahne 02/2020

Rote Fahne 02/2020

Lithium-Multis und portugiesische Regierung – Hand in Hand

Freunde der ICOR1 aus Portugal berichten, wie multinationale Konzerne die Umwelt und die Lebensbedingungen in ihrem Land zerstören und wie die Bevölkerung dagegen kämpft

Lithium-Multis und portugiesische Regierung – Hand in Hand
Schnellladebatterie des Elektrokleinwagens Opel Corsa: weltweite umweltzerstörende Lithium-Förderung geplant, Foto: Marco Verch / CC BY 2.0

In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden die meisten Wälder auf den Höhenzügen im Norden Portugals durch Brände vernichtet – um Platz für eine „umweltschonende“ Energiegewinnung zu schaffen. Tausende von Windmühlen bevölkern nun die kahlen Horizonte. Stromkonzerne und Zelluloseindustrie scheffeln Superprofite.

 

Nach diesem Desaster droht dem Land eine neue, weitaus größere Zerstörung. Durch die Umstellung auf Elektromobilität steigt weltweit der Bedarf an Lithium für Autobatterien. In Europa verfügt Portugal über die größten Reserven dieses Rohstoffs. Schon in ihrer Ausgabe vom 17. September 2018 titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Steht Portugal ein Lithium-Rausch bevor?“2

 

Von den nördlichen Trás-os-Montes, dem Alto Minho an der spanischen Grenze, bis weit in den Süden im Alentejo sind bereits vierzig großflächige Lagerstätten ausgemacht. Dieser Rohstoff wird nicht unterirdisch abgebaut. Im offenen Tagebau sollen die teils von der UNESCO als Welterbe anerkannten Gebiete in öde Mondlandschaften verwandelt werden. Der vor allem von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung droht brutale Vertreibung. Dutzende Dörfer sollen in gigantischen Löchern versinken. So hat die aktuell in Covas do Barroso geplante Mine ein Ausmaß von 500 mal 600 Metern und eine Tiefe von 150 Metern. Das ist eine imperialistische Kehrseite der umweltschonenden Elektromobilität.

 

Die Mine Morgade Montalegre soll einen Umfang von 4850 Metern haben und 35 Dörfer mit 2430 Menschen betreffen. Aber die dortigen Einwohner sind nicht bereit, die Vernichtung ihrer Existenz und ihrer Heimat kampflos hinzunehmen.

 

Am Tag der EU-Wahlen verschlossen sie das Tor des Wahllokals mit einer Kette und verweigerten mit über 99 Prozent die Stimmabgabe. Dieser Protest richtete sich bewusst auch gegen die PS/Costa-Regierung. Sie hatte im September 2018 den Lithium-Abbau zum „Potenzial nationalen Interesses“ erklärt und die Schürfrechte an multinationale Konzerne wie Savannah Resources und Fortescue verscherbelt, ohne die betroffene Bevölkerung darüber zu informieren, geschweige denn zu befragen. Im Gegenteil, die Regierung erklärt inzwischen offen ihr Ziel, „Portugal zum führenden Rohstoff-Lieferanten für die Produktion von Batterien der Elektroautos“ zu machen.

 

Um weitere Profitgeier anzulocken, stellte sie ein Video in englischer Sprache ins Internet, das das Land zur Ausplünderung feilbietet. Dass nach 15 bis 20 Jahren Schluss und das Land unumkehrbar zerstört sein wird, findet keine Erwähnung.

 

Die Freunde der ICOR in Portugal haben die Parole der Bevölkerung NÃO À MINA – SIM À VIDA! aufgegriffen: Nein zur Mine – Ja zum Leben! Auf mehreren Flugblättern und Plakaten haben sie die Zerstörung der Dörfer und des Bodens als Verbrechen gegen Mensch und Natur gebrandmarkt und diesen Kampf gegen die Profitwirtschaft als Teil des Kampfes gegen den EU-Imperialismus unterstützt.