Rote Fahne 09/2020
Was ein sozialistisches Gesundheitswesen leisten könnte
Die Corona-Pandemie hat erschreckend aufgezeigt, wie das Gesundheitssystem selbst in den sogenannten reichen Ländern schnell am Abgrund steht. Dabei wäre weltweit ein hochwertiges Gesundheitssystem möglich
Der französische Journalist und Kommunist, Georges Soria, bereist Anfang der 1940er-Jahren die sozialistische Sowjetunion. Er wollte die vielen Fragen in Westeuropa zur Sowjetunion beantworten. Darunter waren auch viele Fragen nach dem sozialistischen Gesundheitssystem. „Die Sowjetbürger sind sehr stolz darauf“, berichtet Georges Soria. „Für sie ist es ein Zeichen der Zivilisation, dass einem kranken Menschen geholfen und er, wenn dies möglich, geheilt wird, ohne dass er sich fragen muss, ob sein Verdienst es ihm erlaubt, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
Die Kranken wurden kostenlos behandelt und erhielten ihren vollständigen Lohn weiter, solange sie ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen konnten. Die sozialistische Gesellschaft setzte vor allem auf Polikliniken, wo auch interdisziplinär behandelt wurde.
„Dank der völlig unentgeltlichen ärztlichen Betreuung gelingt es in der Sowjetunion, einer Reihe nur scheinbar harmloser Krankheiten auf die Spur zu kommen“, berichtet Georges Soria und kommt zu dem Schluss: „Die Medizin ist in der Sowjetunion schon, was sie eines Tages in der ganzen Welt sein soll: eine Krankheiten verhütende Wissenschaft.“
Der Verrat am Sozialismus in den ehemals sozialistischen Ländern hat diese hoffnungsvolle Entwicklung und Prognose zeitweise gestoppt. Aber die materiellen Voraussetzungen für ein Gesundheitssystem, das weltweit eine kostenlose hochwertige Gesundheitspflege gewährleistet, sind nach wie vor und heute in weit größerem Maße gegeben. Der kapitalistische Zwang nach Maximalprofit durchdringt alle Bereiche der Gesellschaft. Er hat auch das Gesundheitssystem fest in seinen skrupellosen Fängen. Befreit davon könnten Ärzte, Pfleger, Wissenschaftler weltweit kooperieren und wirklich dem Volke dienen. Neue Entdeckungen wären nicht Gegenstand von Patenten und Profitvorsprung, sondern ein Erkenntnisfortschritt für alle.
Viel wird derzeit auch in den bürgerlichen Medien philosophiert, was nach der aktuellen Corona-Krise bleibt? Die Erkenntnis, dass es der Kapitalismus war, der das Ausmaß dieser Krise prägte, sollte dazugehören. Und die Auseinandersetzung um sozialistische Verhältnisse sollte wachsen. Sozialismus ist nicht nur möglich, sondern in höchstem Maße notwendig und erstrebenswert.