Rote Fahne 10/2020
75 Jahre Befreiung vom Hitler-Faschismus – ein Sieg des Sozialismus
Der 8. Mai muss als Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus als Feiertag eingeführt werden! Das fordert die MLPD zusammen mit vielen Antifaschistinnen und Antifaschisten, darunter der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz, Esther Bejarano.
Am 8. Mai des Jahres 1945 hat die faschistische deutsche Wehrmacht mit der bedingungslosen Kapitulation die endgültige Niederlage des Hitler-Faschismus besiegelt. Hitler hatte sich wenige Tage zuvor, am 30. April, selbst getötet, als die sowjetische Rote Armee Berlin bereits erobert hatte. Bis zum Schluss hatten er und seine Spießgesellen mit Durchhalteparolen die Opferspirale noch einmal in die Höhe getrieben.
Am diesjährigen 75. Jahrestag der Befreiung kommen bürgerliche Politiker und Massenmedien nicht umhin, daran zu erinnern. Ihr Dilemma dabei ist: Immer mehr Menschen werfen die Frage nach einer gesellschaftlichen Alternative zu diesem imperialistischen System auf. Die Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems mit Umweltkrise, Flüchtlingskrisen, einer Mitte 2018 eingesetzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise und nun auch noch der Corona-Krise wird immer drängender. Um die Suche der Massen nach einem Ausweg mit antikommunistischer Hetze und Vorbehalten zu desorientieren, demoralisieren und desorganisieren, wird in Dokumentationen, Filmen, Artikeln und Festreden der Charakter dieses Tages verfälscht.
Musterbeispiel ist ein Leitartikel des Geschichtsprofessors Norbert Frei aus Jena vom 24. April.1 Sein antikommunistisches Hauptanliegen ist es, den Tag der Befreiung als „Anfang eines neuen Europas“ in Abgrenzung zur „Sowjetisierung“, sprich zum Kommunismus darzustellen. Er lobt vor allem die „Weitsicht“ der USA im Bündnis mit dem wieder erstarkenden westdeutschen Imperialismus.
Den Sieg gegen den Hitler-Faschismus errungen hat tatsächlich eine antifaschistische Allianz aus den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Aber davon, dass es die Sowjetunion mit der Kommunistischen Partei (KPdSU) und Stalin an der Spitze war, die den hauptsächlichen Anteil an diesem Sieg trug, verliert Professor Frei kein Wort. Um den Kern der Sache macht er wohlweislich einen Bogen: Der Sieg über den Hitler-Faschismus war „ein historischer Sieg der sozialistischen Gesellschaftsordnung über den Faschismus, über die brutalste Form der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die auf Antikommunismus, Rassismus und offenem Terror aufgebaut war.“2
Sie wollten den Sozialismus zerschlagen
Der II. Weltkrieg war vom faschistischen Hitler-Regime von Anfang an als Vernichtungsschlacht gegen das erste sozialistische Land der Welt geplant. Dafür hatten die deutschen Großkonzerne, die Krupp, Thyssen und Co, die Nazipartei finanziert und als ihre soziale Hauptstütze ausgebaut. In ihrem Auftrag wurde 1933 die faschistische Diktatur errichtet, gegen den wachsenden Masseneinfluss der KPD und gegen die Entwicklung hin zur sozialistischen Revolution. Es sollte „Lebensraum im Osten“ geschaffen werden, ein weit in den Osten reichendes großdeutsches Reich –mit allen Rohstoffen, Ernährungsgrundlagen und versklavten Arbeitskräften, von denen die deutschen Imperialisten in Konkurrenz zu anderen imperialistischen Staaten träumten. Antikommunismus, Rassismus und Antisemitismus waren die ideologischen Wegbereiter für diesen Krieg. Die Kommunisten, Sozialdemokraten, aufrechte Christen und Demokraten wollten sie dafür aus dem Weg räumen. Die KPD wurde als erstes verboten, ihre Genossinnen und Genossen verhaftet, gefoltert, in Konzentrationslager verschleppt.
Die sowjetische Führung war sich der Kriegsdrohung durch das hochgerüstete Deutschland vollkommen bewusst. Mit großer Energie versuchte sie, die zu diesem Zeitpunkt weniger aggressiven westlichen Imperialisten (wie USA und Großbritannien) für ein gemeinsames Vorgehen gegen die unverhohlenen Weltherrschaftspläne der Faschisten zu gewinnen. Aber diese verweigerten sich und betrieben eine beschwichtigende, sogenannte Appeasement-Politik. Mit dem Münchener Abkommen von 1938 verschafften sie Hitler-Deutschland freies Spiel für die Zerstückelung der Tschechoslowakei und die Einverleibung Österreichs. Selbst als der II. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 vom deutschen Imperialismus vom Zaun gebrochen wurde, blieben sie weitgehend untätig. Das Ergebnis: In einem sogenannten Blitzkrieg überrollte die faschistische Wehrmacht innerhalb weniger Wochen im Frühjahr 1940 die neutralen Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg – und den Rivalen Frankreich.
Angesichts der anhaltenden Weigerung besonders Großbritanniens, gemeinsam gegen Hitlerdeutschland vorzugehen, vereinbarte die Sowjetunion am 24. August 1939 einen Nichtangriffsvertrag mit DeutschlandKorr. Es gehört zu den infamsten Lügen des Antikommunismus, Hitler und Stalin hätten sich dabei prinzipiell geeinigt. Die dem Innenministerium unterstehende Bundeszentrale für politische Bildung geht noch weiter und erklärt: „Der Hitler-Stalin-Pakt ebnete den Weg zum deutschen Überfall auf Polen“.3 Auch eine EU-Resolution vom Sommer 2019 verbreitet diese Geschichtsfälschung. Es war aber die Beschwichtigungspolitik der westlichen Imperialisten, die dem Hitler-Regime den Rücken frei machte.
Nachhaltig wirken kann diese Verleumdung durch Chruschtschows 4 Geheimrede beim XX. Parteitag der KPdSU. Sie diente als Rundumschlag zur Verunglimpfung des drei Jahre zuvor verstorbenen Stalin. Sie war Signal zum Verrat am Sozialismus und stand am Beginn der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion. Ihre Lügen begeisterten rund um den Globus alle Antikommunisten, weil die haltlosen Anschuldigungen aus dem Zentrum der KPdSU kamen.
Die Sowjetunion war vorbereitet
Auch wenn das konkrete Datum des Überfalls trotz Warnungen von Stalin nicht rechtzeitig erkannt wurde, hatte die sowjetische Führung grundsätzlich mit einem faschistischen Angriff gerechnet. Sie begriff den Nichtangriffsvertrag als unverzichtbare Atempause zur Vorbereitung der unvermeidlichen Konfrontation. Bis zum Zeitpunkt des Überfalls hatte die Industrie 2700 moderne Flugzeuge und 4300 Panzer produziert. Während im vorangegangenen Fünfjahresplan 5,4 Prozent aller Staatsausgaben für Verteidigungszwecke aufgebracht wurden, waren es 1941 43,4 Prozent.5
Wahre Heldentaten vollbrachte die sowjetische Arbeiterklasse mit der Verlagerung großer Teile der Industrie weit in den Osten hinter das Uralgebirge und nach Sibirien. So konnten sie den Angreifern nicht in die Hände fallen. Damit begannen sie schon vor dem Überfall.
Ein Rote-Fahne-Korrespondent schreibt dazu: „Arbeiterinnen und Arbeiter haben 1941 Maschinen und Produktionsanlagen von über 1 500 Rüstungsbetrieben im westlichen Teil der Sowjetunion abgebaut. Die mit Zügen und Schiffen über Tausende Kilometer nach Osten transportierten Maschinen wurden dann in teilweise noch nicht fertiggebauten Fabriken wieder aufgebaut. Im Winter 1941/42 wurden trotz eisiger Kälte und Schnee Fabrikanlagen errichtet. In einem Jahr wurden in Sibirien und im Ural fast 2000 neue Fabriken gebaut. Etwas Vergleichbares hat es in der Menschheitsgeschichte zuvor und danach nicht gegeben.“
Es gelang der Führung der KPdSU, die Massen für den „Großen Vaterländischen Krieg“ gegen den Faschismus zu mobilisieren. Dabei vertraute sie auf die Arbeiterklasse und die Massen – immer in der Gewissheit, dass ihnen der Sieg riesige Opfer abverlangen, aber nicht genommen werden konnte. Nach großen Erfolgen der deutschen Wehrmacht und der SS-Mörderbanden in den Anfangsmonaten des Krieges konnte der Vormarsch im Herbst 1941 gestoppt werden. Am 7. November 1941 wurde im belagerten und vom Feind bedrängten Moskau eine Parade zum Jahrestag der Oktoberrevolution abgehalten. Die Massen wussten, wofür sie kämpften!
Weiter schreibt unser Korrespondent: „Nach Schätzungen sind etwa 27 Millionen Sowjetbürger getötet worden. Über 70.000 Städte und Dörfer hat die Wehrmacht zerstört. Auf dem Rückzug wurde systematisch alles zerstört, wurden Zivilisten umgebracht, das Vieh getötet, Brunnen vergiftet usw.“ Diese ungeheuren Verbrechen gegenüber den Völkern der Sowjetunion finden selten Erwähnung – geschweige denn, dass sich eine westdeutsche Regierung dafür jemals entschuldigt hätte.
Sieg der Revolutionäre
Mit der Sowjetunion an der Spitze war der Sieg über den Hitler-Faschismus auch ein Sieg der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung und antifaschistischen Einheitsfront. Partisanenkämpfe – oft unter der Führung von Kommunisten – banden der faschistischen Wehrmacht vielfach die Hände. Schon der zur Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion geplante Einmarsch nach Jugoslawien und Griechenland stieß dort auf heftigen Widerstand und verschaffte der Sowjetunion Zeit.
Widerstand, Sabotage – bis hinein in die Konzentrationslager und Rüstungsbetriebe – schwächten das Regime. Widerständler und Partisanen kämpften auf dem Balkan, in Nord- und Südeuropa – auch in Deutschland. Die französische Résistance behinderte mit Angriffen auf Transportstrecken die deutsche Besatzungsarmee und zahlte dafür einen hohen Blutzoll.
Das Hinauszögern einer zweiten Front auf dem europäischen Festland durch Großbritannien und die USA wurde von der Sowjetunion lange kritisiert. In Großbritannien mobilisierten Kommunisten und Gewerkschaften für eine solche Entlastung der Kräfte der Sowjetunion. In den USA entfaltete sich eine Sympathiebewegung für „Uncle Joe“, wie Josef Stalin liebevoll genannt wurde. Triebkraft des Hinauszögerns der zweiten Front war der pure Antikommunismus. Die britischen und US-Imperialisten hofften, dass sich Deutschland und die Sowjetunion gegenseitig schwächten, sodass sie die Oberhand bekämen.
Den Respekt und die Anerkennung für die Sowjetunion und Josef Stalin konnten sie damals aber noch nicht völlig leugnen. Selbst der britische Premier, Winston Churchill, der aus seinem Antikommunismus nie einen Hehl gemacht hatte, erklärte: „Meine große Bewunderung und Achtung gilt dem tapferen russischen Volk und meinem Mitkämpfer in Kriegszeiten, Marschall Stalin.“ 6
Nach Kriegsende verurteilte in den Nürnberger Prozessen ein gemeinsames Militärtribunal der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion führende Vertreter des faschistischen Regimes. Aber schon bald zerfiel die antifaschistische Allianz auf Betreiben der westlichen Imperialisten.
Woher kam die Wende?
Anders als es sich die westlichen Imperialisten erhofft hatten, ging die Sowjetunion gestärkt aus dem Krieg hervor. Mit der Unterstützung des Aufbaus antifaschistisch-demokratischer Regierungen mit sozialistischer Perspektive in vielen osteuropäischen Ländern und dem Sieg der chinesischen Revolution 1949 wurde schließlich ein Drittel der Menschheit vom Imperialismus befreit.
Das konnten die Imperialisten nicht dulden, sie inszenierten den „kalte Krieg“ und betrieben die Teilung Deutschlands. Das bezeichnet der antikommunistische Professor Frei auch noch als „Großzügigkeit“ „vormaliger Feinde“.
Unter dem CDU-Kanzler Konrad Adenauer wurden führende Faschisten wieder in den Staatsapparat integriert. Die Kommunistische Partei Deutschlands wurde 1956 verboten. Die Macht der Monopole in Westdeutschland wurde wiederhergestellt. Westdeutschland wurde ökonomisch, politisch und weltanschaulich zum Bollwerk gegen den Kommunismus ausgebaut.
Ansätze eines „anderen Europas“ gab es in Osteuropa, wo antifaschistische Volksdemokratien errichtet wurden. Das wird in der bürgerlichen Geschichtsfälschung heute als „neue Diktatur“ verunglimpft, die die Hitler-Diktatur abgelöst habe. Ja, es war eine Diktatur! Gegen die Verantwortlichen des Kriegs und des Faschismus. Und es war der Beginn breiter Demokratie für die Arbeiterklasse und die Volksmassen. Die MLPD lehnt die antikommunistische Hetze, die Verunglimpfung der großartigen Leistung der Menschen unter anderem in den Anfangsjahren der DDR ab. Sie hat die notwendigen Lehren gezogen aus dem Verrat am Sozialismus, der diese hoffnungsvollen Ansätze durch die Restauration des Kapitalismus ab 1956 zunichte machte.
Heute ist es das wiedervereinte imperialistische Deutschland, das sich als führende imperialistische Macht in der EU an den Vorbereitungen zu einem neuen imperialistischen Weltkrieg beteiligt. Schon rückt die imperialistische Konkurrenz einem neuen Weltkrieg näher, als es jemals seit dem II. Weltkrieg der Fall war. Das geht einher mit einer massiven Rechtsentwicklung der Regierungen, bürgerlichen Parteien, Kultur und Medien – bis hin zur Errichtung faschistischer Regime wie in der Türkei oder Ungarn. Faschistische Kräfte aus der AfD fordern provokativ, einen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen. Statt am 8. Mai nur bürgerliche Krokodilstränen über die Verbrechen des untergegangenen Hitler-Faschismus zu vergießen, fordert die MLPD das Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda. Für den heutigen Kampf gegen Faschismus und Krieg gilt es Lehren zu ziehen.
Krieg und Faschismus haben ihre Wurzeln und Triebkräfte im Imperialismus. Ein konkreter Krieg oder die Errichtung eines faschistischen Regimes können im antimilitaristischen und antifaschistischen Kampf verhindert werden – im breiten Bündnis. Mit der Wurzel ausgerottet werden kann diese Gefahr aber erst im international erkämpften Sozialismus auf dem Weg zur kommunistischen Gesellschaft. Die internationale marxistisch-leninistische und Arbeiterbewegung befindet sich heute unübersehbar wieder im Aufwind. Die revolutionäre Weltorganisation ICOR hat bereits 58 Mitgliedsorganisationen.
Die MLPD wird den 8. Mai als Festtag des Sieges über den Hitler-Faschismus, im Gedenken an die weltweiten Opfer und die Leistungen besonders der Roten Armee im Sieg über den Hitler-Faschismus begehen. Im Geiste des „Wehret den Anfängen“ wird sie mit befreundeten Organisationen öffentliche Aktivitäten zum 8. Mai durchführen, Mahnmale besuchen, Kränze niederlegen und Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen. Auch der 8. Mai wird nicht vor allem virtuell stattfinden! Die MLPD tut das im festen Bewusstsein, dass der echte Sozialismus über den Imperialismus siegen wird.