Rote Fahne 12/2020

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Vor 50 Jahren: „Okean 1970“

Im April/Mai 1970 führte die sozialimperialistische Sowjetunion unter Flottenadmiral Sergej Gorschkow ihre erste weltweite Kriegsmarineübung durch

Von Mannheim (Korrespondenz)
Vor 50 Jahren: „Okean 1970“
Flottenadmiral Sergei Georgijewitsch Gorschkow, Foto: Mil.ru / CC-BY 4.0

„Okean 1970“ begann mit dem Einsatz eines Versorgungskonvois und von Kampfverbänden, die aus dem arktischen Nordmeer in das Europäische Nordmeer einliefen. Zugleich übten Einheiten in der Ostsee vor Südnorwegen und dann im Mittelmeer. Höhepunkt war, als Schiffe der Nordmeer- und der Baltischen Flotte sowie der verstärkte Mittelmeerverband sich zu einem gemeinsamen Manöver im Nordatlantik vereinigten, während Mittel- und Langstreckenbomber das Gebiet überflogen.

 

Strategische Schwerpunkte waren fiktive Angriffe gegen feindliche U-Boote und Flugzeugträger, der Unterbrechen der feindlichen Verbindungswege, Lande­operationen sowie Sichern des eigenen Flottenbereichs. Gleichzeitig waren Sowjetmarineeinheiten im Pazifik, im Indischen Ozean, im Japanischen Meer und in der Karibik aktiv. Das Ganze wurde von den sowjetischen Sozialimperialisten1 auch noch dreist in die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Lenins eingeordnet.

 

Unter Admiral Sergej Gorschkow war die Marine der Sowjetunion von einer Küstenverteidigungsflotte zu einer global tätigen, sowohl konventionellen als auch atomaren Kriegsflotte umorganisiert und ausgebaut worden. Gorschkow selbst war auf seinem Karriereweg eng mit Chruschtschow und später mit Breschnew verbandelt gewesen. Sein Vorgänger Kusnezow war wegen Kritiken an Chruschtschow abgesetzt und von Gorschkow abgelöst worden.

 

Eine weltweit aktive Kriegsmarine ist ein Merkmal für einen sozialimperialistisch gewordenen, ehemals sozialistischen Staat. Das gilt heute auch für die VR China, die ihre Marine in rasantem Tempo aufrüstet und auf allen Weltmeeren aktiv ist. Die Ressourcen für diese unnütze Produktion werden aus der Natur und den Knochen der Arbeiterklasse und der vom jeweiligen Imperialismus unterdrückten Völker gezogen.


„Leninismus oder Sozialimperialismus?“

 

Im Mai 1970 erschien aber auch eine der ersten Broschüren des KAB (ML)2 unter dem Titel „Leninismus oder Sozialimperialismus“ zum 100. Geburtstag Lenins. Beachtlich darin Mao Zedongs Aussage, „daß die revisionistische Herrschaft nicht lange dauern wird“ (S. 40). Mit zum Untergang des imperialistischen Sowjetimperiums hatte die vorangehende Hochrüstung beigetragen.

 

Gutes Lesefutter zu den abenteuerlichen Aktivitäten des russischen Sozialimperialismus bietet Willi Dickhuts Schrift „Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution“3 an. Gerade in Zeiten wachsender Kriegsgefahr heute ist sie neben der aktuellen Schrift „Über die Herausbildung der neuimperialistischen Länder“ eine unentbehrliche Analyse und Wegweiserin. Ein erster Grundstein und noch sehr grober Vorgänger dafür war die KAB (ML)-Broschüre vom Mai 1970.