Rote Fahne 14/2020

Rote Fahne 14/2020

„Planet of the Humans“ – entlarvend, aber perspektivlos

Der Film von Filmemacher Michael Moore bietet Diskussionsstoff in einer Situation, in der angeblich die ganze bürgerliche Welt ihr Herz für die Umwelt, für „New Green Deals“ und so weiter entdeckt hat

Von Duisburg (Korrespondenz)
„Planet of the Humans“ – entlarvend, aber perspektivlos
„Grüne Energie“ alleine löst das Problem der Überausbeutung der Natur nicht – aber was ist die Lösung?

Es geht um die Frage, warum die „grüne Energie“ nicht die Heilsversprechen eingelöst hat, die den Massen gegeben wurde. Auf der Suche nach Antworten schaut Umweltaktivist Jeff Gibbs in dem Film hinter die Fassade alternativer Energiegewinnung in den USA, befragt andere kämpferische Umweltaktivisten, Anwohner, Fachleute und Vertreter verschiedener Unternehmen und Verbände.


Im Laufe seiner Recherche stellt er fest: Die Umweltbewegung wurde durch den Kapitalismus übernommen und fehlgeleitet. Hinter dem, was den Menschen als umweltfreundlich und zukunftsweisend verkauft wird, stehen zerstörerische Profitinteressen, die mit echtem Umweltschutz nichts zu tun haben. Dabei wird deutlich, wie viele Menschen in ihrem ehrlichen Anliegen, eine umwelt- und menschenfreundliche Erde zu schaffen, manipuliert werden. Der Film zeigt, wie umweltfreundliche Technologien wie Solarzellen, Biomasse-Anlagen oder Windräder unter kapitalistischen Bedingungen alles andere als umweltfreundlich hergestellt und betrieben werden. Er kritisiert die zerstörerische Gewinnung von Silizium, Grafit, Seltene Erden, Metallen und anderen Rohstoffen. Das ist gerade deshalb wertvoll, weil es derzeit eine umfassende Greenwashing-Kampagne des imperialistischen Ökologismus gibt, als habe der Imperialismus habe „verstanden“, würde jetzt ernsthaft an nötigen Veränderungen arbeiten und so weiter.


Dabei vermittelt er den fatalistischen Eindruck, es gäbe keine Möglichkeit für den Menschen, in Einheit mit der Natur Energie für seine Bedürfnisse zu erzeugen. Regenerative Energiegewinnung mithilfe von Biomasse, Wind und Sonne wird per se als problematisch dargestellt, da auch hier fossile Energieträger und natürliche Ressourcen zum Einsatz kämen. Der Film wurde für diese einseitige Darstellung in der Presse kritisiert, ebenso für die Verwendung veralteter und falschen Daten.


Der Film macht deutlich, wie im Kapitalismus auch Fortschritte „grüner Technologien“ dem Profit unterworfen werden. Gibbs führt dies auf den Menschen an sich und sein fehlendes Bewusstsein über die Begrenztheit der Ressourcen zurück. So benennt er einerseits den Kapitalismus mitsamt seinen Monopolvertretern als das Übel dieser Krise.


Andererseits versperrt er mit seiner positivistischen, idealistischen Denkweise die Perspektive des heute einzigen Auswegs: Die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus hin zum Sozialismus, als Gesellschaftsform, in der der Mensch in Einheit mit der Natur lebt und die selbstlosen und fortschrittlichen Initiativen der Menschen tatsächlich zu ihrem Nutzen eingesetzt werden.


Fazit: Ein interessanter Film, der die Mechanismen des Greenwashings beleuchtet und vermeintliche Umweltschützer wie Al Gore unter die Lupe nimmt. Am Ende wirkt er aber eher deprimierend als mobilisierend – sofern man der idealis­tischen Losung von Gibbs, „Wenn wir uns selbst unter Kontrolle bringen, ist alles möglich“, nicht folgen mag.