Rote Fahne 21/2020
Mein Smartphone hört alles mit – oder auch nicht . . .
Verschiedene Leser machten uns darauf aufmerksam, dass sie sich im Auto oder zu Hause über bestimmte Themen oder Marken unterhielten, zu denen sie später überraschenderweise Werbung über Facebook oder sogar in den Briefkasten bekamen. Wie kann das sein?
Das Abhören und Auswerten von Sprache ist heute in vielen Haushalten bereits Alltag. Sprachgesteuerte Assistenten wie Alexa (Amazon), Siri (Apple) oder Google Assistant lauschen ständig auf Befehle. Datenschützern bereitet es Sorgen, das nach der Aktivierung Aufnahmen inklusive Hintergrundgeräusche in eine Cloud übertragen werden. Dass dies von den Firmen nur für die Werbeanalyse genutzt wird, ist allerdings bisher von keiner Institution untersucht und nachgewiesen worden.
Grundsätzlich sollte man bei jeder App, die man auf dem Smartphone installiert, auch bei den schon vorinstallierten, bewusster mit der Freigabe von Daten umgehen. Vor der Freigabe sollte sich jeder Nutzer genau überlegen, ob der Zugriff auf Kontaktdaten, Standortdaten, Kamera, Datenspeicher oder Mikrofon für die Funktionalität der App wirklich nötig sind. Im Mai hatten wir im Artikel „Google überwacht meine Bewegungen“ in Verbindung mit der „Standorterfassung“ durch Google auf diese Tatsache bereits hingewiesen.
„Lauschangriffe“ dürfen die Apps nur mit Zustimmung des Nutzers starten. Doch die gewähren die meisten unbewusst – bereits bei der Installation einer App. Nur die wenigsten Smartphone-Nutzer lesen sich die Nutzungsbedingungen vorher genau durch. Was, wie schon gesagt, von den Konzernen durchaus gewollt ist. Bei manchen Programmen wird der Zugriff auf das Mikrofon dadurch gewährt, dass man einen Sprachassistenten nutzt: „Google, wo finde ich …?“.
Wie kann ich einer App den Zugriff aufs Mikrofon verweigern?
Bei Android-Smartphones:
Die Einstellungen des Smartphones öffnen, dann auf Apps (bzw. Anwendungsmanager) klicken. Hier kann zu jeder App festgestellt werden, ob diese auf Kamera, Mikrofon und so weiter zugreifen. Hier kann dies auch deaktiviert werden.
Bei Apple-Smartphones:
Einstellungen öffnen, danach auf Datenschutz klicken und anschließend auf Mikrofon. Dann wird eine Liste der verschiedenen Apps angezeigt, die auf das Mikrofon zugreifen können. Mit dem Schalter rechts hinter der jeweiligen App kann man dieser den Zugriff auf das Mikrofon entziehen. Dasselbe gilt auch für die anderen Systemkomponenten wie Kamera oder Standorderfassung.
Hieran wird deutlich, welche Möglichkeiten heute schon verschiedene Firmen und Konzerne haben, um an sensible Daten zu kommen. Man kann sich sicher sein, dass die Geheimdienste diese „legalen“ Möglichkeiten auch nutzen – für deren IT-Fachleute allerdings ein elektronischer Ausschaltknopf kein Hindernis ist. Das sollte allen Nutzern eine Mahnung für den wachsamen und bewussten Umgang mit Smartphones sein.
Funktionsweisen von heutigen Sprachassistenten
Die Masse der Anwender macht sich die Funktionsweisen der heutigen Sprachassistenten nicht bewusst: Die aufgenommene Stimme des Nutzers wird übers Internet auf einen Server hochgeladen und gespeichert, dann von einer speziellen Software analysiert und in Sekunden ausgewertet. Anschließend bekommt der Nutzer eine Rückmeldung. Was auf den weit entfernten Servern mit den Aufnahmen sonst passiert, bekommt der Nutzer nicht mit.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Geräten mit Spracherkennung – Fernseher, „Alexa“ und Co., Spielzeuge für Kinder, die Autohersteller Kia und BMW nutzen den Google Assistant als Sprachsteuerung für Autofunktionen – die alle in der Regel nach diesem Prinzip funktionieren. Samsung baut schon seit 2015 Spracherkennung in Fernseher ein. Die Süddeutsche Zeitung erläuterte am 9. Februar 2015, wie wenig Samsung dabei der Datenschutz interessierte: „In den Lizenzvereinbarungen von Samsung Smart-TVs steht nun ein bemerkenswerter Satz: ‚Bitte seien Sie sich bewusst, dass Ihre gesprochenen Worte aufgezeichnet und an einen Drittanbieter geschickt werden.‘ Es ist eine Warnung, anders ist dieser Satz nicht zu verstehen. In dem Unterpunkt ‚Drittanbieter‘ steht dementsprechend auch: ‚Samsung ist nicht verantwortlich dafür, wie diese Drittanbieter Privatsphäre- und Sicherheits-Maßnahmen umsetzen.‘“