Rote Fahne 23/2020
Weltweit bereitet die kämpferische Frauenbewegung den Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November vor – wir auch!
Heftige Frauenproteste entwickeln sich auf der ganzen Welt gegen die vielfältigen Formen der Gewalt an Frauen. Die mächtigsten Demonstrationen in der jüngeren Geschichte Polens entfalten sich gegen die Frauenpolitik der ultrareaktionären PiS-Regierung
Seit der Corona-Pandemie ist weltweit einerseits der Zusammenhalt in den Familien gewachsen, andererseits die Gewalt an Frauen und Kindern. Auf den Familien lastet seit dem Frühjahr ein enormer Druck, man sitzt im Homeoffice mit den Kindern auf dem Schoß, die Sorge um den Arbeitsplatz, die Zerreißprobe zwischen Familie und Beruf wächst. Das Frauenbewusstsein ist herausgefordert.
In Bangladesch hatte der dortige „Heimatminister“ nach schweren Vergewaltigungen rechtfertigend behauptet, das gäbe es doch überall auf der Welt. Was für ein tolles „Argument“! Nach dieser Logik könnte man auch Mord und Totschlag für normal erklären. Die gibt es nämlich auch überall auf der Welt. Seither finden im ganzen Land Massenkundgebungen statt unter dem Motto „Bangladesch gegen Vergewaltigung und Straflosigkeit“. In Afghanistan setzten die Frauen das Recht auf Namensnennung durch. Bisher erschien dieser weder auf der Geburtsurkunde ihrer geborenen Kinder noch auf ihrem Grabstein. Zu den Frauenprotesten in Belarus gegen den diktatorischen Präsidenten Alexander Lukaschenko berichtet eine Bergarbeiterfrau auf Rote Fahne News: „Wir Frauen gehen immer zu den Protesten, es gibt große Entschlossenheit, Lukaschenko zu verjagen. Wir wollen menschlich leben. Dafür werden wir immer kämpfen.“ Die Abwahl von Donald Trump in den USA zeichnet sich besonders aufgrund der Aktivität von Frauen ab!
Der 25. November ist internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, ein gemeinsamer Kampftag der Weltfrauenbewegung der Basisfrauen. In Deutschland wird in vielen Städten zu Aktionen aufgerufen, von den Gewerkschaften und Frauenorganisationen bis zu Kirchen und Parteien. In Berlin haben der Frauenverband Courage und der Koreaverband e.V. in einer vielbeachteten Initiative den Erhalt des Denkmals der sogenannten „Trostfrauen“ - also Zwangsprostituierten für die japanische Armee im II. Weltkrieg - durchgesetzt. Die MLPD bereitet den 25. November aktiv vor - besonders in den vielfältigen Bündnissen, Stadtteilen oder Betrieben. Auch wenn die Regierung einen Lockdown des ganzen sozialen Lebens plant: Wir gehen auf die Straße! Um eine der verbotenen „Unterhaltungsveranstaltungen“ (Punkt 6 der Beschlüsse) handelt es sich dabei zweifellos nicht!
Ursache: Die bürgerliche Staats- und Familienordnung
Ein großer Teil der Frauen ist heute selbstbewusst und kritisiert reaktionäre und frauenfeindliche Denk- und Verhaltensweisen, wie sie sogar verschärft von faschistoiden Politikern wie Trump oder der AfD verbreitet werden. Auch viele Männer positionieren sich ganz klar. Und doch verschärft sich das Problem – was nur zeigt, dass es eben nicht in erster Linie ein Problem der individuellen Denkweise der Massen ist.
Die MLPD wendet sich entschieden gegen alle Formen von unterdrückerischer Gewalt an Frauen. Oftmals wird darunter jedoch nur die innerfamiliäre oder unmittelbar erlebte sexualisierte Gewalt verstanden. Doch das Problem ist viel weitreichender: Die bürgerliche Staats- und Familienordnung bedeutet strukturelle Gewalt gegen Frauen. Deshalb fördert die MLPD, dass zum 25. November die gesellschaftlichen Ursachen dieses Problems diskutiert, das Bewusstsein dafür geschärft und die Schlussfolgerungen viel weiter gezogen werden. Kein einziger Fall darf toleriert oder gerechtfertigt werden – doch dem Übel gehen wir erst an die Wurzel, wenn wir uns gegen dieses System der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen organisieren. Im Programm der MLPD heißt es: „Die vorherrschende ökonomische Abhängigkeit vom Mann, die hauptsächliche Verantwortung für Hausarbeit und Familienführung, die Ketten der bürgerlichen Moral und der Religion sowie der weit verbreitete Sexismus und häusliche Gewalt bilden ein System der besonderen Unterdrückung der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft.“ (S. 32)
Bahnbrechende Erfolge in ehemals sozialistischen Ländern
„Spitzenpolitiker aus mehr als 100 Ländern haben … eingeräumt: Das auf der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 beschlossene Ziel der Gleichberechtigung für Frauen sei in keinem Land erreicht worden“, berichtet das Handelsblatt.1 Was diese bürgerlichen Spitzenpolitiker natürlich unterdrücken, ist die Erkenntnis, dass die „Gleichberechtigung der Frau“ im Kapitalismus bloß eine Lebenslüge der Gesellschaft ist. Verleumdet werden die grandiosen Schritte auf dem Weg zur Befreiung der Frau in der Sowjetunion und in China, als es noch sozialistische Länder waren. Sie waren Vorbilder!
Deshalb ist der Tag gegen Gewalt an Frauen auch ein Tag der Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ Damit und mit den gesellschaftlichen Ursachen für Gewalt an Frauen sowie der Bedeutung der Organisiertheit beschäftigt sich das Buch „Neue Perspektiven für die Befreiung der Frau“. Ein guter Grund, seine Bekanntmachung, seinen Verkauf und die Vereinbarung zu Studiengruppen in die Aktivitäten zum Tag gegen Gewalt aufzunehmen. Dies in enger Verbindung mit praktischer Solidarität, wachsender Organisiertheit und Hilfe für und mit Frauen, die Opfer von Gewalt sind.