Rote Fahne 01/2021
Tansam-Bahn: Kontrastprogramm zum heutigen Neokolonialismus Chinas
Vor 50 Jahren begann der Bau der Tansam-Bahn (1) in Tansania, ermöglicht durch die selbstlose Hilfe des damals noch sozialistischen China
Mit diesem Projekt wurde eingelöst, was der damalige Ministerpräsident Chinas Tschou En-Lai am 30. September 1966 erklärt hatte: „Unsere Große Proletarische Kulturrevolution ist von äußerst tiefer, weitreichender Bedeutung als Garantie dafür, dass China am proletarischen Internationalismus stets festhalten wird.“ 2
China schloss mit den fortschrittlichen Präsidenten Julius Nyerere von Tansania und Kenneth Kaunda von Sambia einen Vertrag zum Bau einer 1850 Kilometer langen Eisenbahnlinie. China gewährte dazu ein nahezu zinsloses Darlehen von umgerechnet 1,5 Milliarden DM, rückzahlbar in 30 Jahren und erst ab 1983. Der Bau wurde in nur fünf Jahren und acht Monaten fertiggestellt.
Gebaut wurde die Bahn von 40.000 einheimischen und 20.000 chinesischen Bauarbeitern, die ganz ohne Privilegien gegenüber ihren afrikanischen Kollegen dort arbeiteten. Der Spiegel schrieb 1974 voller Respekt, aber auch mit Unverständnis für das sozialistische Bewusstsein der chinesischen Arbeiter: „Die Entwicklungshelfer im Mao-Look legten vom Start im Oktober 1970 an ein derartiges Arbeitstempo vor, dass ihre schwarzen Kollegen eine Abordnung zu Präsident Nyerere schickten, mit der Bitte, mäßigend auf die Gastarbeiter einzuwirken. Die militärisch organisierten Chinesen schufteten weiter, wenn die Afrikaner Feierabend machten, schichtweise rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Mit ihrer Plackerei, die schließlich auch die Afrikaner mitriss, konnten sie zwei Jahre Planvorsprung herausschinden.“
Zweierlei „Entwicklungshilfe“
Die beispielhafte, selbstlose Hilfe des sozialistischen China war das genaue Gegenteil des heutigen chinesischen Prestige-Projekts „Neue Seidenstraße“. Es wird von den neuimperialistischen Machthabern Chinas mit bis zu 1,1 Billionen US-Dollar 3 an Investitionen in Konkurrenz zu anderen imperialistischen Ländern vorangetrieben.
Wie China dabei seinen eigenen Einfluss auf Kosten der Arbeiter und breiten Massen in den beteiligten Ländern erweitert, zeigt eine ZDF-Dokumentation über den Ausbau des Tiefseehafens in der Region Hambantota in Sri Lanka: Die chinesischen Imperialisten benötigen den Hafen vor allem als Militärstützpunkt. Für den Erlass von Schulden über 1,1 Milliarden Dollar erhielten sie für 99 Jahre alle Nutzungsrechte. Gleichzeitig wurden Bauern enteignet, Job-Versprechen nicht eingehalten und zugleich Autobahnen sowie ein Flughafen gebaut, die nicht gebraucht werden und nun leerstehen.
In völligem Gegensatz dazu folgte die chinesische Führung unter Mao Zedong der Freiheitsideologie des Marxismus-Leninismus. Und so schrieb der Spiegel 1974 über den ersten Probelauf der Bahn: „Durch das tansanische Grenznest hallte ohrenbetäubender Jubel. Mit Uhuru4-Rufen verabschiedeten Afrikaner und chinesische Entwicklungshelfer den ersten Zug nach Sambia. … Begeisterte Redner feierten das ,wichtigste Ereignis seit der Unabhängigkeit‘.“