Rote Fahne 04/2021

Rote Fahne 04/2021

„Obwohl ich kein Kommunist bin ...“

„Obwohl ich kein Kommunist bin, habe ich mich geweigert, mich denen anzuschließen, die Kommunisten hassen!“ 1 Mit dieser Grundhaltung gab uns Charlie Chaplin, Weltstar des Stummfilms, ein starkes Argument für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“

Von Berlin (Korrespondenz)
„Obwohl ich kein Kommunist bin ...“
Charlie Chaplin in „Der Vagabund und das Kind“ Foto: pxhere.com / CC0

Aufschluss darüber, wie Charlie Chaplin dazu kam, gibt sein Buch „Die Geschichte meines Lebens“. Spannend wie ein Krimi, tragisch und komisch wie seine Filme.

 

Die Eltern, beide Schauspieler, erlebten Wohlstand und bittere Armut. Oft konnte der 1898 in London geborene Charlie nicht zur Schule gehen und musste arbeiten. Er war Holzhacker, Diener, Kellner, Holzschuhtänzer, Schauspieler, Drucker, Spielzeugmacher, Glasbläser – Berufe, die er auch in seinen Filmen verarbeitete. Aufgestiegen zu Weltruhm ab 1914 in den USA hat er nie diesen „wahren Sumpf aus jämmerlichen Verhältnissen“ 2 vergessen.

 

Diese Erfahrung hat sicher dazu beigetragen, dass er an viele Dinge dialektisch heranging. Dem dialektischen Materialismus gegenüber war er positiv eingestellt.

 

1915 verlangte Regisseur Mack Sennett bei der US-Filmgesellschaft Keystone von Chaplin, er solle sich ein paar Gags einfallen lassen. Dieser wusste zunächst nicht, wie. „Als ich auf dem Weg zur Requisitenkammer war, kam mir jedoch die Idee. … Alles sollte einander widersprechen. Die Hose musste weit, die Jacke eng, der Hut klein, das Schuhwerk groß sein. … Zunächst wusste ich noch nichts von dieser Figur. Als ich aber das Kostüm am Leibe hatte, ließen mich die Kleider und Schminke fühlen, was für ein Mensch das war.“3

 

Der Spazierstock steht für die Würde des Menschen, der Schnurrbart für Eitelkeit, und die ausgelatschten Schuhe für die Sorgen des Arbeitssuchenden. So war die Figur des Tramps geboren, der im gleichnamigen Film die Hauptrolle spielt.

 

Gegen massiven Widerstand von Antikommunisten und Faschisten trug die Arbeiterbewegung in den USA, unterstützt von fortschrittlichen Künstlern wie Chaplin, maßgeblich dazu bei, dass sich die USA 1941 an der Seite der sozialistischen Sowjetunion am Krieg gegen den faschistischen Block beteiligte. Nach dem Sieg über den Faschismus setzten die Herrschenden in den USA alles daran, die gewachsene Sympathie für den Sozialismus und für Stalin mit der antikommunistischen Keule zurückzudrängen. Künstler und Gewerkschafter wurden mit Verhören und Gefängnisstrafen überzogen. Natürlich geriet auch Chaplin in die Mühlen der Reaktion. 1952 reiste er deshalb nach Europa. Ihm wurde die Rückkehr in die USA unmöglich gemacht. Er übersiedelte mit seiner Frau Oona in die Schweiz.

 

Charlie Chaplin war nicht nur bei den Massen beliebt, nahezu alle bekannten Größen aus Politik, Wirtschaft und Kultur hat er getroffen. Darunter Brecht, Eisler, Eisenstein und Picasso. Von einem Treffen 1954 mit Zhou Enlai, dem Kampfgefährten Mao Zedongs, berichtet er: „Ich trank auf die Zukunft Chinas und sagte, dass, wenn ich auch kein Kommunist sei, ich doch von ganzem Herzen deren Hoffnung und deren Verlangen nach einem besseren Leben für das chinesische Volk und für alle Völker teile.“4 1977 starb er in der Schweiz. Ein köstliches Erlebnis, die Biografie zu lesen und über Youtube parallel Chaplins Filme anzuschauen.