Rote Fahne 05/2021

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„Event 201“: Wie sich das Finanzkapital auf Corona vorbereitet hat

Im Oktober 2019 traf sich ein Kreis von 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in New York, um in einer Konferenz namens „Event 201“ ein mögliches Szenario für eine Pandemie mit Coronaviren durchzuspielen und Empfehlungen zu erarbeiten, wie diese zu beherrschen wäre

Von (pib)
„Event 201“: Wie sich das Finanzkapital auf Corona vorbereitet hat
Roter Faden von „Event201“: Wirtschaft schützen und eine Propaganda entwickeln, die die Massen vom Widerstand abhält, Foto: Shutterstock 1724807368

Die faschistische „Querdenker“-Bewegung nimmt diese Konferenz gerne als „Beweis“ dafür, dass die ganze Corona-Krise erfunden sei. Ein absurder Verschwörungsmythos – gab es doch schon lange Hinweise aus der Wissenschaft, dass regionale Viren-Epidemien des Typs Corona, die mehrfach vorkamen, sich zu einer weltweiten Pandemie ausweiten können. Allerdings lassen die Zusammensetzung der Konferenz und ihre Ergebnisse daran zweifeln, dass es dort in erster Linie darum ging, den Schutz der Menschheit zu organisieren.

 

Konferenzveranstalter waren neben der Johns-Hopkins-Universität und der Bill & Belinda-Gates-Stiftung das alljährlich stattfindende Weltwirtschaftsforum in Davos. Dessen Charakter besteht bekanntermaßen vor allem darin, dass sich imperialistische Politiker über die Probleme des internationalen Finanzkapitals austauschen. Die Runde bestand vor allem aus Vertretern großer Monopolkonzerne, der Weltbank und zwei weiterer internationaler Großbanken. Dazu gesellten sich Vertreter staatlicher Stellen wie US-amerikanischer Geheimdienste, der UN sowie von Gesundheitsbehörden aus China und USA – wobei letztere sich von einem Konteradmiral vertreten ließ. Aber auch Vertreter der Medien wie etwa der weltgrößten PR-Firma Edelman gehörten zu dem illustren Kreis. Nicht zuletzt war Martin Knuchel geladen, seines Zeichens Sicherheitschef der Lufthansa.

 

Die Diskussionen bei Event 201 kann man auf der Konferenzwebsite1 als Videos und Empfehlungsprotokolle verfolgen. Sie haben als durchgehenden roten Faden die Frage, wie man die Wirtschaft schützen und wie die Propaganda zur Beeinflussung der Massen aussehen muss, damit es keinen Widerstand gibt.

 

So macht Konteradmiral Stephen Redd, ehemals Mitarbeiter des US-amerikanischen Gesundheitsdienstes CDC, klar: „Eine solche Pandemie ist nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern eine allseitige. Darauf müssen Regierungen vorbereitet sein.“ Brad Connett, Präsident der Henry Schein Group, dem größten Hersteller medizinischer Geräte, meint, es sei zu erwarten, dass es Unruhen geben könnte. Und er fragt, ob staatliche Stellen – inklusive Militär – darauf vorbereitet sind.

 

Wie die Massenbeeinflussung im Sinne der Monopole effektiv gestaltet werden könnte, führt PR-Spezialist Matthew Harrington im Themenblock „Communications Discussion“ aus: „Die Regierungen müssen mit traditionellen und Social-Media-Unternehmen zusammenarbeiten, um flinke Ansätze zur Bekämpfung von Fehlinformationen zu erforschen und zu entwickeln. Dies erfordert die Entwicklung der Fähigkeit, Medien mit schnellen, genauen und konsistenten Informationen zu überfluten.“2 Hier wird eine neue Stufe der direkten Kontrolle der Massenmedien durch die Monopole und ihre Regierungen geplant, die weit über die bisherigen Mechanismen dieser Kontrolle hinausgeht.

 

Mehrfach wird die Rolle staatlicher Stellen als Dienstleister der Monopole bekräftigt. So sagt Timothy Grant Evans von der World Bank Group, es müssten rechtzeitig festgelegte Mechanismen etabliert werden, um weltweit die Kooperation zwischen privaten und staatlichen Stellen so festzulegen, dass Entscheidungen schneller getroffen werden können als bisher. Und Adrian Thomas vom Pharmakonzern Johnson&Johnson ergänzt, dass staatliche Stellen Pharmaunternehmen für Entwicklung und Transport von Impfstoffen und Medikamenten Gelder bereitstellen müssten.

 

Auch wird klar gemacht, dass internationale Reisetätigkeit nicht so eingeschränkt werden darf, dass es die Interessen der Monopole beschädigt. So rät Martin Knuchel von der Lufthansa zur „Aufrechterhaltung der Kommunikation mit den Regierungen, um Reisen nicht zu verbieten“. Jetzt weiß man spätestens, warum nicht nur die Lufthansa sofort Milliardensummen vom Staat bekam. Es erklärt auch, warum der vor Selbstlob strotzende bayrische Ministerpräsident Markus Söder noch Monate nach Ausbruch der Pandemie Geschäftsleute aus Wuhan einfliegen ließ, die das Coronavirus erstmals nach Deutschland brachten. Es wird auch deutlich, warum unsere Politiker hauptsächlich damit beschäftigt sind, die Bevölkerung einzuschränken und ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, während die Monopole weiter freie Fahrt behalten sollen und dafür Milliarden an Steuergeldern bekommen. Obwohl ihnen die Gefahr einer solchen Pandemie bestens bekannt war, haben sie fast nichts zum Schutz der Bevölkerung unternommen. Was ihnen den Angstschweiß schon 2019 ins Gesicht trieb, sind nicht Millionen von Toten und dauerhaft Geschädigten, sondern die absehbaren Proteste der Massen.