Rote Fahne 15/2021
Wie die Kulturrevolution die Macht der Arbeiterklasse in China sicherte
Glaubt man der bürgerlichen Geschichtsschreibung, war die 1966 begonnene Große Proletarische Kulturrevolution in China eine „Dekade staatlich verordneter Anarchie“1, die das Land ins Chaos stürzte. Tatsächlich war ihr Ziel „die Festigung und Höherentwicklung der allseitigen Diktatur zur Verteidigung des Sozialismus gegen die Gefahr der Restauration des Kapitalismus“2. Eine Zusammenstellung von Zeitdokumenten unterstreicht das
Ein Artikel in der „Peking-Rundschau“ vom 25. April 1967 beschreibt, wie die Kulturrevolution damit verknüpft war, die sozialistische Arbeitsproduktivität zu steigern:
„Heilungkiang3: … Die Arbeiter und Angestellten ließen den Geist, sich als eigener Herr zu fühlen, zur Geltung kommen, erhöhten die Produktivität und beschleunigten die Verladearbeiten. Sie arbeiteten fünf Tage und Nächte angestrengt und es gelang ihnen, alle Frachtgüter, die seit einigen Monaten auf dem Harbiner Bahnhof lagerten, abzufertigen, was das Neunfache des normalen Transports ausmachte. Diese Erfolge widerlegten die absurde Behauptung, daß ‚weil die Produktionstechnik und -verwaltung im Transportwesen, in den Fabriken und Bergwerken kompliziert ist, die Machtergreifung4 die Produktion hemmt‘. Sie beweisen im Leben, daß es nicht jene, die in Machtpositionen sind und sich dem kapitalistischen Weg zuwenden5, sondern revolutionäre Arbeiter, Techniker und Funktionäre sind, die sich für die sozialistische Produktion am meisten interessieren und sich in der Produktionstechnik und -verwaltung auskennen. Sobald die proletarischen Revolutionäre die Macht selbst in die Hand nehmen, sind sie in der Lage, allen positiven Faktoren Spielraum zu geben und die Produktion sprunghaft zu entwickeln. …
Kueitschou6: … Getreu dem Prinzip, der Produktion, den Werkstätten und den Massen zu dienen, und dem Prinzip, weniger, aber bessere Leistung, haben die proletarischen Revolutionäre nach der Machtergreifung durch ausgiebige Massendiskussionen alle 22 Abteilungen7 aufgelöst. Statt dessen wurden unter dem Revolutionskomitee in der Fabrik nur vier Büros zur Leitung der Revolution und Produktion errichtet. Das ermöglichte, daß 30 Prozent des unproduktiven Personals in den Werkstätten arbeiten. Der Großteil des technischen Personals, das sich früher von den Massen und der Produktion loslöste und nur in den Verwaltungsabteilungen arbeitete, begab sich auch in die Werkstätten, um dort mit der Belegschaft zusammen zu leben, zu studieren und zu kämpfen. Auf diese Weise hat sich ein neues Verwaltungssystem, das die Verwirklichung der Politik ‚an der Revolution festhalten, die Produktion steigern‘ begünstigt, herausgebildet.“
Entschlossenheit der Arbeiter festigte sich
In der Peking-Rundschau 24 / 1974 berichtet ein Verfasserkollektiv aus dem Schanghaier Eisen- und Stahlwerk Nr. 5:
„Der Vorsitzende Mao lehrt uns, daß in der sozialistischen Gesellschaft sowohl Übereinstimmung wie Widerspruch besteht zwischen den Produktionsverhältnissen und den Produktivkräften, zwischen dem Überbau und der ökonomischen Basis. Er sagte: ,Aber das Vorhandensein bürgerlicher Ideologie, eines gewissen bürokratischen Arbeitsstils in unseren staatlichen Organen und von Unzulänglichkeiten in gewissen Kettengliedern in unseren staatlichen Einrichtungen steht gleichfalls im Widerspruch zur sozialistischen ökonomischen Basis.‘ Die Große Proletarische Kulturrevolution konsolidierte und entwickelte die sozialistische ökonomische Basis weiter und verbesserte die sozialistischen Produktionsverhältnisse; die einheitliche Führung der Partei wurde gestärkt, und verschiedene Prinzipien der proletarischen Verwaltung der Betriebe wurden eingeführt. Das Resultat ist, daß wir Arbeiter kämpferisch und entschlossen sind wie nie zuvor. Und dies treibt die Entwicklung der Produktion energisch voran.“
Eine langfristige Aufgabe
Auch den Gedanken, dass es mit einer Kulturrevolution im sozialistischen Aufbau nicht getan sein wird, griffen revolutionäre chinesische Arbeiter auf. Die Peking-Rundschau vom 5. Oktober 1965 zitiert dazu einen Leitartikel der Zeitung Hongqui:8
„Das Problem, vor dem wir jetzt stehen, ist, daß sich die alten Ideen unter der kraftvollen Diktatur des Proletariats oft nicht mehr in unverhüllter Form zeigen. Sie versuchen immer, fortzuleben und ihren Einfluss zu erweitern, indem sie sich hinter sozialistischen und marxistisch-leninistischen Phrasen und Schlagworten verstecken. … Auf diese Weise ebnen sie den Weg für die Restaurierung des alten Systems. Wir müssen diesem Umstand ernsthaft unsere Aufmerksamkeit schenken. Alte Vorstellungen, Begriffe, Gewohnheiten und Überlieferungen sind sehr hartnäckig. Unser Kampf gegen sie ist eine langfristige Aufgabe. Was heute kritisiert wurde, wird in einiger Zeit wieder auftauchen, und daher wird der Kampf dagegen nochmals geführt werden müssen. Das Voranschreiten der Revolution und des Aufbaus erfordert von den Revolutionären, daß sie die proletarische Weltanschauung erfassen, die proletarische Ideologie beherrschen und von Zeit zu Zeit Kritik und Selbstkritik üben.