Rote Fahne 12/2022
Warum im Sozialismus die Armut überwunden wird
Die Organisation Oxfam kommt in ihrem aktuellen Bericht über soziale Ungleichheit zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte der Menschheit – 3,2 Milliarden Menschen – in Armut lebt, also von weniger als 5,50 Dollar am Tag. Sie zieht daraus den Schluss, dass „auch Konzerne und Superreiche ihren fairen Beitrag zum Allgemeinwohl“ leisten müssten
Doch warum sollten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter damit begnügen, dass Konzerne und Superreiche etwas höher besteuert werden? Abgesehen davon gibt es solche Konzepte seit Jahrzehnten. Sie haben nichts daran geändert, dass unter dem Diktat des internationalen Finanzkapitals die Maximalprofite immer weiter steigen und die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung wächst.
Dennoch appelliert Oxfam an die Herrschenden, es solle im Kapitalismus irgendwie auch um das „Allgemeinwohl“ gehen. Tatsächlich zählt in diesem System nur das Wohl der herrschenden internationalen Übermonopole.
Dabei sind die materiellen Voraussetzungen dafür, dass alle Menschen genügend Mittel zum Leben haben und in Einklang mit der Natur leben können, mehr denn ja ausgereift. Trug ein Industriebeschäftigter in Deutschland im Jahr 1995 pro Stunde noch 99,37 Euro zum Gesamtumsatz aller Betriebe bei, waren es 2020 bereits 209,68 Euro – also mehr als doppelt so viel. Dieser gewaltige Wertzuwachs, der zu einem Wachstum des Industrieumsatzes von 1,03 auf 1,66 Billionen Euro in der gleichen Zeit führte, kommt im Kapitalismus aber nicht den Produzenten zugute, sondern vor allem den Konzernprofiten.
So sank der Anteil der Löhne und Gehälter am Industrieumsatz während dieser Zeit von 20,0 auf nur noch 17,4 Prozent – ein Wert, der dadurch verzerrt wird, dass auch Gehälter mittlerer und höherer Angestellter darin eingerechnet sind. Die Reallöhne und -gehälter der Industriebeschäftigten stiegen in der gleichen Zeit durchschnittlich nur um 11,5 Prozent.1
Stabile Preise und Mieten sind möglich
In einer Gesellschaft, in der nicht nur die Produktion, sondern auch die Aneignung ihrer Ergebnisse vergesellschaftet ist – wie es im Sozialismus der Fall ist –, kommt auch der Produktivitätsfortschritt der Masse der Bevölkerung zugute. Unter anderem in Form gleichbleibender oder gar sinkender Preise.
In der 19762 erschienen Broschüre „Warum China keine Inflation kennt“ wird dazu ausgeführt: „In der kapitalistischen Gesellschaft, wo die Kapitalisten die Produktionsmittel besitzen, herrscht die Anarchie der Produktion. Die Geldherausgabe erfolgt ohne langfristigen Plan und die Kapitalisten streben jeder für sich nach Höchstgewinnen und Monopolpreisen, und eher vernichten sie die Waren, als sie zu festen Preisen an die arbeitenden Menschen zu verkaufen. Deshalb ist es richtig, Inflation und Preissteigerung in der kapitalistischen Gesellschaft eine ‚unheilbare Krankheit‘ zu nennen.
… Die Errichtung des sozialistischen Systems in China bedeutet, daß die Warenproduktion, -zirkulation und -verteilung sowie die Geldherausgabe einheitlich vom Staat geplant werden. Waren werden nicht mehr um des Gewinns willen produziert, sondern um den Aufbau des Sozialismus zu fördern und die Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen. … So kann der Staat die Waren zu festen Preisen und planmäßig auf den Markt bringen und entsprechend die Geldzirkulation geplant regulieren.“