Rote Fahne 17/2022

Rote Fahne 17/2022

Frauen mit Perspektive in turbulenten Zeiten – Weltfrauenkonferenz in Tunis wird vorbereitet

Was ist eigentlich von der „feminisierten“ Regierungsmethode übriggeblieben, mit der die Ampel-Regierung signalisieren wollte, bei ihr sei die Frauen- und Familienpolitik …

Von (an)
Frauen mit Perspektive in turbulenten Zeiten – Weltfrauenkonferenz in Tunis wird vorbereitet
Foto: RF

... in den besten Händen? Sie wollte damit unter anderem „verhindern, dass Minijobs ...
zur Teilzeitfalle insbesondere für Frauen werden“.1 Immer noch arbeiten viermal soviel Frauen wie Männer in Teilzeit und sind 65 Prozent aller ausschließlich geringfügig entlohnen Beschäftigten weiblich.2 Für viele Frauen bedeutet das Armutslöhne und Armutsrenten. Seit dem Ukrainekrieg ist es auch um Annalena Baerbocks „feminisierte Außenpolitik“ still geworden. Sie wollte „gemeinsam mit unseren Partnern ... die Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen und Mädchen weltweit stärken“.3    

 

Wenn durch die Lieferung schwerer Waffen, für die sich gerade Außenministerin Baerbock (Grüne) stark macht, Frauen und Mädchen in der Ukraine oder in Russland zu Witwen und Waisen werden, fliehen müssen oder um ihr Leben fürchten, bleibt von der „Stärkung ihrer Rechte“ nicht mehr viel übrig.

 

Wenn unter anderem in Folge des Weltwirtschaftskriegs die Preise auf breiter Front steigen, dann sind auch in Deutschland die „Ressourcen“ von Arbeiterfamilien und alleinerziehenden Müttern schnell aufgebraucht.

 

Wenn nach 20-jähriger Besatzung Afghanistans gerade unter der Flagge der „Befreiung der Frau“ das Land kampflos den islamistisch-faschistischen Taliban übergeben wurde, dann ist das ein weiterer düsterer Rückschritt für die „gesellschaftliche Repräsentanz“ von Frauen und Mädchen. Sie werden dort nun in die Häuser verbannt, Bildung und Berufsausübung sind ihnen verboten, ihre mutigen Proteste werden gewaltsam unterdrückt.

 

Die kämpferische Frauenbewegung und die Masse der Frauen sind gut beraten, ihre Geschicke in die eigene Hand zu nehmen, statt auf eine wie auch immer „feminisierte“ Regierungspolitik zu hoffen.

 

Kämpferische Frauenbewegung herausgefordert

 

Das Krisenmanagement der Herrschenden nicht nur in der Corona-Pandemie offenbart das Scheitern der Lebenslüge von der gesellschaftlichen Gleichstellung von Mann und Frau. Durch die Verlagerung von immer mehr gesellschaftlichen Aufgaben in die Familien wird Frauen zunehmend die Rolle als private Krisenmanagerin aufgezwungen. Bei ihnen selbst verstärkt das teilweise kleinbürgerlich-pragmatische Einflüsse, indem sie individuell versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, irgendwie durch die Krisen zu kommen und so weiter.

 

Doch das Bundesfamilienministerium hat die Lösung. Mit einer Kampagne „Erfolgsfaktor Familie“ setzt es sich gemeinsam mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft für mehr „Familienfreundlichkeit“ der Unternehmen ein. Denn: „Der betriebswirtschaftliche Nutzen übersteigt die Investitionen deutlich.“4 Wenn das mal kein Grund für Konzerne ist, ganz uneigennützig „flexiblere Arbeitszeiten“ anzubieten!

 

Für die Lebensrealität der Masse der werktätigen Frauen interessieren sie sich allerdings herzlich wenig. Trotz steigender Erwerbstätigkeit von Frauen ist ihre jeweilige Erwerbsarbeitszeit im Durchschnitt weiter gesunken.5 Zu Beginn der Pandemie reduzierten 25 Prozent der erwerbstätigen Frauen ihre Arbeitszeit, meist verbunden mit Lohneinbußen. Die Beruf, Kinderbetreuung und Haushalt umfassende Gesamtarbeitszeit der Frauen stieg um acht Stunden pro Woche. Das ist eine große Bürde für die Masse der Frauen, die zugleich ihren Widerstand herausfordert.

 

So zeigte sich das gewachsene Frauenbewusstsein und gewerkschaftliche Bewusstsein in den Kämpfen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialbereich in der Forderung nach mehr Wertschätzung und deutlicher Aufwertung dieser typischen „Frauenberufe“ sowie in der zunehmenden Kritik am profit orientierten Gesundheits- und Bildungssystem. Gegen das bevormundende Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen entstanden in den USA und Australien beeindruckende Massenbewegungen. In Deutschland errang der jahrzehntelange Kampf der kämpferischen Frauenbewegung mit der Streichung des Paragrafen 219a, der die ärztliche Information über Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellte, einen wichtigen Teilerfolg. Noch zu wenig durchdringen sich diese bedeutenden Kämpfe mit der Perspektive des Kampfs für die Befreiung der Frau im echten Sozialismus. Höherentwickeln muss sich insbesondere auch ihr Zusammenschluss mit der weltweiten Frauenbewegung.

 

Die MLPD macht seit Jahrzehnten eine aktive Frauenarbeit unter der Masse der Frauen in Verbindung mit bewusstseinsbildender Arbeit über die gesellschaftlichen Wurzeln der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der werktätigen Frauen. Sie verbindet die marxistisch-leninistische Frauenarbeit im gesamten System ihrer Kleinarbeit mit der Förderung der überparteilichen, kämpferischen Frauenbewegung. Die Förderung der Koordinierung und Kooperation der Kämpfe der internationalen Frauenbewegung ist Bestandteil ihrer Strategie und Taktik der Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution.

 

Weltweit machen Basisfrauen mobil

 

Wenn vom 3. bis 10. September Frauen aus mindestens 27 Ländern in Tunis (Tunesien) die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen durchführen, ist das eine treffende Antwort auf die Umbrüche und Herausforderungen, vor denen Frauen weltweit stehen. Die Weltfrauenkonferenz kann und wird Teil eines wichtigen Klärungsprozesses sein, dass und wie die weltweit verbundene kämpferische Frauenbewegung ihre Rolle als Bindeglied der internationalen Arbeiterbewegung und der breiten Volksbewegungen einnimmt.

 

Die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen stößt unter Frauen in den Wohngebieten auf großes Interesse und Sympathie. Die hohe Spendenbereitschaft bringt zum Ausdruck, dass viele Frauen den Gedanken der länderübergreifenden Zusammenarbeit im Kampf gegen diese Zustände richtig finden. In Tunis werden in über 20 Workshops sowie der beschlussfassenden Generalversammlung die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung beraten und organisiert. Für jede Frau ist etwas dabei, jede kann sich einbringen und ist herzlich eingeladen – per Video-Livestream lässt sich dieses Mal vieles auch von zu Hause aus verfolgen.