Rote Fahne 15/2023

Rote Fahne 15/2023

Die AfD und der „Milliardärssozialismus“

Seit einiger Zeit geistert durch das mit der faschistoiden AfD verbandelte Mediennetzwerk das Schlagwort vom „Milliardärssozialismus“

Von ms
Die AfD und der „Milliardärssozialismus“
Das internationale Finanzkapital beherrscht die Welt - auch das in Deutschland ansässige: das möchte die AfD verschleiern (foto: Frankfurter Skyline)

Auf der AfD-nahen Plattform „Tichys Einblick“ fabuliert Redakteur Marco Gallina am 25. Mai in einer Talkrunde von einem „Netzwerk aus Öko-Lobbys, Stiftungen und NGO’s“, in dem auch der „Geldadel“ eine Rolle spiele. Dafür passe am besten das Wort „Milliardärssozialismus“. Denn im Öko-Stiftungswesen würde man auf Multimilliardäre wie Bill Gates, Chris Hohn und Hal Harvey treffen, die dieses über verschlungene Wege finanzierten und darüber eng mit führenden Grünen-Politikern verbunden seien.

 

Aus gutem Grund blendete die Runde den tatsächlichen Charakter von deren Einflussnahme völlig aus. Bill Gates und Co. sind Teil des allein herrschenden Finanzkapitals. Ihre Finanzierung staatstragender und meist antikommunistisch ausgerichteter Stiftungen und NGO’s zielt vor allem darauf ab, Umweltproteste im Rahmen des kapitalistischen Systems zu halten. Sie sind in Deutschland nicht nur mit den Grünen, sondern auch mit der SPD und Teilen der Linkspartei eng verknüpft.

Antikommunistischer Hass auf Klimaaktivisten

„Tychis Einblick“ bringt es aber fertig, auch solche Menschen mit in diesen Topf zu werfen, die Teile ihres Milliardenerbes aus Überzeugung für ökologische und fortschrittliche Ziele einsetzen. Besonders ereifert sich Redakteur David Boos über die Ölerbinnen Aileen Getty und Rebecca Rockefeller Lambert sowie die Disney-Erbin Abigail Disney, die über den „Climate Emergency Fund“ unter anderem die „Letzte Generation“ oder auch „Extinction Rebellion“ fördern. Das sei eine „Allianz der Millionäre und Revolutionäre“.¹ Daraus spricht nicht nur abgrundtiefer Hass auf alle, die sich mehr oder weniger konsequent für die Rettung der Umwelt einsetzen oder große Summen dafür zur Verfügung stellen.

 

Es ist vor allem der Versuch, dies antikommunistisch zu verteufeln. So schwadroniert Boos weiter: „Während die ‚Letzte Generation‘ ja nur den totalen gesellschaftlichen Umbau innerhalb unseres bestehenden Systems verlangt, fordern die Radikalen der ‚Extinction Rebellion‘, dass Regierungen entweder auf ihre Forderungen eingehen, oder sie von den Extremisten ‚zu Fall gebracht‘ würden.“² Abgesehen davon, dass die Zielsetzungen beider Umweltbewegungen keineswegs so weitgehend sind, outet sich Boos damit als glühender Verfechter des herrschenden kapitalistischen Systems mitsamt seiner mutwilligen Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur. Jede gesellschaftliche Veränderung geht ihm zu weit und ist bereits „sozialistisches“ Teufelszeug.Die AfD hat den Begriff vom „Milliardärssozialismus“ nicht erfunden. Als sein Urheber gilt der 1936 verstorbene Philosoph Oswald Spengler, der das faschistische Mussolini-Regime in Italien verherrlichte. Er war auch geistiger Vater der „Querfront“-Politik.³