Rote Fahne 20/2023
Bergleute und Sozialismus – da ist Musik drin!
Am 1. September wurden auf der 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz sieben vorbereitete Diskussionsforen durchgeführt. Hier konnten sich die Bergleute und ihre Freunde über wichtige aktuelle und perspektivische Themen auseinandersetzen
Teilnehmer aus Georgien, die Parteivorsitzende der MLPD, Gabi Fechtner, ein Vertreter des Karl-Marx-Instituts in Polen und ein ehemaliger Bergmann der Wismut hatten das Forum „Bergleute und Sozialismus“ mit über 100 Beteiligten gemeinsam vorbereitet. Ob dieses Forum überhaupt stattfinden soll, war im Vorfeld durchaus umstritten. Innerhalb der Internationalen Koordinierungsgruppe gab es die Diskussion, ob das nicht dem Prinzip der Bergarbeiterkonferenz widerspreche, dass die Anerkennung der sozialistischen Perspektive keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft sein darf. Das konnte überzeugend geklärt werden, denn dieses Prinzip schließt ja keineswegs die intensive Diskussion darüber aus - im Gegenteil!
Das Ergebnis war ein internationales Gemeinschaftswerk: Russische Bergleute schickten einen schriftlichen Beitrag, der vorgetragen wurde. Die georgischen Delegierten stellten ihre historischen Erfahrungen zur Verfügung, hatten aber auch Klärungsbedarf bezüglich der revisionistischen Entartung der Sowjetunion. Gabi Fechtner brachte die Analysen und Schlussfolgerungen der MLPD dazu Frage ein. Der polnische Vertreter fasste die Ergebnisse schließlich zusammen, die am letzten Tag im Plenum vorgestellt wurden.
Antwort auf die existenzielle Bedrohung der Menschheit
Ein türkisches Lied über das Licht, das den Weg weist, leitete das Forum kulturvoll und symbolträchtig ein. Bei vielen bestand Einheit darin, dass der Sozialismus die richtige Antwort auf die existenzielle Bedrohung der Menschheit durch den Kapitalismus ist, und darum heute ein Wettlauf mit der Zeit entbrannt ist.
Gabi Fechtner ging auf wesentliche Prinzipien des Sozialismus ein. Die Monopole, egal ob staatlich oder privat, werden enteignet – die revolutionären Produktivkräfte von den Fesseln der überlebten Produktionsverhältnisse befreit. Die Diktatur der verschwindend kleinen Minderheit des Finanzkapitals wird durch die Diktatur des Proletariats abgelöst. „Wir sind keine Träumer und keine Anarchisten – in der Übergangsgesellschaft Sozialismus sorgt die Diktatur des Proletariats dafür, dass die Arbeiterklasse nicht um die Früchte ihres Kampfes gebracht wird. Die Diktatur des Proletariats strebt aber nach Abschaffung der Klassen im Kommunismus und verwirklicht breite Demokratie für die Massen. Bergleute werden in ihren Versammlungen nicht nur über ihre Produktion beraten, sondern auch über grundlegende gesellschaftliche Fragen. Noch nicht irreversible Prozesse der globalen Umweltkatastrophe müssen gestoppt werden. Dafür sind die Bergleute mit ihrer Kompetenz und Erfahrung unentbehrlich. Maßnahmen zur Befreiung der Frau werden ergriffen. Praktiziert wird eine sozialistische, friedliche Außenpolitik und mit der erfolgreichen sozialistischen oder antiimperialistischen Revolution in allen Ländern werden schließlich die Ursachen imperialistischer Kriege aus der Welt geschafft. Die MLPD hat umfassende Schlussfolgerungen aus dem Verrat am Sozialismus ausgehend vom 20. Parteitag der KPdSU 1956 gezogen.
Bergleute spielen große Rolle im sozialistischen Aufbau
Bergleute waren immer wieder vorne dran in revolutionären Bewegungen. Die große Solidarität untereinander bei ihrer gefährlichen Arbeit ist dafür eine wesentliche Grundlage. Die beiden Genossen aus Georgien berichten über Errungenschaften in der ehemals sozialistischen Sowjetunion. „Wir hatten alles, was wir brauchten. Es gab Gesetze, die den Arbeitern Erholung und Gesundheitsvorsorge nicht nur ans Herz legten, sondern durchsetzten. … Jetzt müssen wir um alles kämpfen, Löhne, Versicherungen, Arbeitsplätze.“ Sie sind der Meinung, dass vor 1989 Georgien noch ein Arbeiterland war und eine sogenannte „rote Verwaltung“ herrschte. Über diese Meinung gab es eine lebhafte Diskussion – ist es doch sehr bedeutend dafür, wie künftig im Sozialismus eine Restauration des Kapitalismus verhindert werden kann.
Große Sehnsucht nach Sozialismus
Subbotniks – als Methode der unentgeltlichen Mehrarbeit für den sozialistischen Aufbau – gehören zu den Errungenschaften des Sozialismus, die in den Köpfen und Herzen der Massen nicht totzukriegen sind. Der ehemalige Wismut-Bergmann erzählte, wie in den Jahren des hoffnungsvollen sozialistischen Aufbaus in der DDR die Bergleute mit Freude solche unentgeltliche Mehrarbeit leisteten. Sie arbeiteten für die Gesellschaft, nicht für einen Kapitalisten und auch nicht für sich allein. Die revisionistische Entartung fing auch damit an, dass die Subbotniks ihres revolutionären Charakters beraubt wurden.
Es wurde deutlich: Dem Sozialismus zu neuem Ansehen zu verhelfen gegen die antikommunistische Repression, den Sozialismus zu erkämpfen und den Sozialismus aufzubauen – das alles ist kein Schlaraffenland, sondern harte Arbeit! Auch gibt es unter den Massen in aller Welt noch viel Verwirrung und in der Arbeiter- und revolutionären Bewegung verschiedene Meinungen darüber. Vor allem gibt es aber eine große Sehnsucht nach Sozialismus und unter den Bergleuten und Revolutionären einen starken Wunsch nach Einheit.