Rote Fahne 20/2024
Hoffnungsvolle Ansätze des Sozialismus
Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk behauptet in seinem Artikel „Warum es zur doppelten Staatsgründung kam“¹: „Mit der Bildung der SED war die deutsche Teilung vorweggenommen und auf lange Zeit zementiert worden.“ Das stellt die historische Wirklichkeit auf den Kopf
Die Spaltung Deutschlands ging eindeutig von den westlichen Imperialisten und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland als westdeutscher Separatstaat am 23. Mai 1949 aus. Die Vereinigung von SPD und KPD zur SED im April 1946 entsprach dem Willen einer breiten Mehrheit der Mitglieder. Sie wollten damit die Schlussfolgerung aus der verhängnisvollen Spaltung der Arbeiterbewegung vor der Installierung des Hitler-Faschismus ziehen.
Willi Dickhut, Mitbegründer und Vordenker der MLPD, schrieb 1979 dazu in seinem Buch „So war’s damals …“: „Im ersten Überschwang über den Sturz der faschistischen Diktatur setzten sich in vielen Orten Kommunisten und Sozialdemokraten zusammen, um eine Vereinigung beider Parteien vorzubereiten. Es war eine prinzipienlose Einheit, die die KPD-Genossen eingehen wollten. Heute ist mir klar, dass hier bereits der Keim zur späteren revisionistischen Entartung … gelegt war.“² Die Unterschätzung der prinzipiellen Vereinheitlichung über den wissenschaftlichen Sozialismus wirkte sich auch negativ auf den lebendigen Meinungskampf und die wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Partei aus.
Aufbau einer Volksdemokratie
Allerdings handelte es sich bei der DDR nicht um einen „Unrechtsstaat“, wie von Antikommunisten stets behauptet wird. Während im Westen die Monopole ihre Macht wiedererrichteten, wurde in der DDR eine Volksdemokratie aufgebaut, die aus einem Bündnis verschiedener antiimperialistischer Klassen und Schichten unter Führung der Arbeiterklasse und der SED bestand. Gestützt auf eine Aktivistenbewegung konnte ein wachsender Teil der Bevölkerung für die Ziele des Neuaufbaus nach dem Krieg gewonnen werden.
Drei Jahre nach der Gründung beschloss die SED vorschnell, zum beschleunigten Aufbau des Sozialismus überzugehen. Dabei wurden schwere Fehler gemacht. Administrative Maßnahmen verdrängten immer mehr die geduldige Überzeugungsarbeit. Höhepunkt war die 1953 verfügte Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 Prozent. Dagegen entstand eine völlig berechtigte Streik- und Protestbewegung, an der sich am 17. Juni schließlich 300.000 bis 400.000 Arbeiter beteiligten. Das vermischte sich allerdings mit vom Westen gesteuerten konterrevolutionären Provokationen. Die SED-Führung unter Walter Ulbricht war unfähig zu einer selbstkritischen Aufarbeitung dieser Ereignisse.
Ansehen des Sozialismus in den Schmutz gezogen
Unkritisch folgte die SED-Führung drei Jahre später der revisionistischen Entartung der KPdSU³ in der Sowjetunion und führte auch in der DDR einen bürokratischen Kapitalismus wieder ein. Das Stasi-Regime von Ulbricht und seinem Nachfolger Erich Honecker zog das Ansehen des Sozialismus in den Schmutz und lieferte Steilvorlagen für dessen antikommunistische Verunglimpfung.