Rote Fahne 08/2025
GEW-Gewerkschafter solidarisch mit Lisa Poettinger
„Verträgt sich politischer Aktivismus mit dem Lehrerberuf?“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung vom 1./2. Februar 2025 die Rubrik „Pro und Contra“.
In der Diskussion geht es um den Fall des antikommunistischen Berufsverbots gegen Lisa Poettinger in Bayern. Ein Standpunkt dort: „Lehrkräfte formen junge Menschen. Es birgt eine Gefahr, wenn im Klassenzimmer Aktivisten unterrichten.“
Über meine Partnerin erfuhr ich, dass die Mehrheit der Lehrkräfte an ihrer Schule das anders sieht. Der Fall Lisa sorgte dort für einige Empörung. Auf Initiative von Kolleginnen und Kollegen aus der GEW1 wurde auf Lehrerkonferenzen und im Pausenraum über den Fall berichtetet.
Selbst verfasste Solidaritätserklärung
Es kamen rund 30 Unterschriften unter einer selbst verfassten Solidaritätserklärung zusammen. In der Erklärung kommt das Selbstverständnis der Kolleginnen und Kollegen zum Ausdruck, mit dem sie jeden Tag die jungen Menschen unterrichten.
Solidaritätserklärung
„Im Schulalltag fördern wir jeden Tag, dass Schülerinnen und Schüler eigenständiges Denken lernen, Zusammenhänge erkennen und Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen. Dabei ist zentraler Gegenstand die Auseinandersetzung mit den katastrophalen Entwicklungen des Weltklimas, mit Rassismus und Faschismus. Gerade unter einer sehr heterogenen Schülerschaft und im Kollegium vertreten wir eine weltanschauliche Offenheit und eine demokratische Kultur der Auseinandersetzung. …
Als Gewerkschafter gilt für uns: „Wer einen von uns angreift – greift uns alle an.“ Ausgeschlossen sind davon nur rassistische, frauenfeindliche oder faschistische Weltanschauungen und Taten wie die der AfD oder eines Donald Trump, die demokratischen Werten und Freiheiten diametral entgegen stehen. Die explizit „anti-linke“ und „antimarxistische“ Argumentation des bayerischen Kultusministeriums erinnert stark an deren Methoden. Die Gewerkschaft GEW steht dagegen selbst für eine Brandmauer, die breit und damit stark ist.
Mit deinem mutigen Engagement im Kampf um deine Zulassung zum Lehramtsstudium stehst du für diese gewerkschaftlichen und demokratischen Werte und verteidigst damit auch unsere heutigen und zukünftigen Rechte. Wir bekräftigen die Verurteilung dieses antikommunistisch politisch motivierten Berufsverbots durch das bayerische Kultusministerium! … Wir werden deinen Fall weiter verfolgen und bekannt machen!
Herzliche solidarische Grüße!“